Sommersonnenwende: So werden Mittsommer und Sonnwendfeuer gefeiert

Seit Jahrtausenden feiern die Menschen zur Sommersonnenwende Feste. Einige Bräuche und Rituale wie das Johannisfeuer sind heute noch lebendig.

Ende Juni steht die Natur im Saft. Von den Balkonen hängen üppige Betunien-Nester. Auf Wiesen blühen Wildblumen um die Wette. Die Sonne brennt auf der Haut, denn sie hat zur Sonnenwende am 21. Juni ihren Höchststand erreicht. Seit vielen tausenden Jahren feiern die Menschen diese besondere Zeit. Auch heute noch wird die Sommersonnenwende in vielen Regionen mit einem Fest begangen. In Skandinavien ist das Sonnwendfest Midsommar ein großer Feiertag. In Deutschland wird die Sommersonnwende in einigen Regionen mit dem Johannisfeuer begangen, das die Kirche nach dem Apostel Johannes dem Täufer benannt hat. Das Feuerritual zur Sonnenwende gab es aber schon lange vor der Christianisierung.

Ursprung von Mittsommer und Sonnwendfeuer

Für die alteuropäischen Stammesvölker waren die Sonnenwenden hohe Feiertage, denn ihr Lebensrhythmus war von der Sonne und den Jahreszeiten bestimmt. Deshalb feierten sie zu Ehren der Sonne und ihren Göttern an diesen Tagen große Feste. Aus dem ehemaligen Lichtfest zur Wintersonnwende machten die Christen später Weihnachten. Aber auch die Sommersonnwende wird heute noch in einigen Gegenden mit einem großen Ritualfeuer begangen.

„Ist das Wetter am Johannistag gut, so ist für das weitere Jahr eine gute Ernte sowie gutes Wetter zu erwarten.“

Alte Bauernregel

Mit dem Entzünden eines großen Feuers in der Nacht zum Johannistag baten die Menschen früher um gutes Wetter und für eine reiche Ernte. Die Nacht zum Johannistag galt auch als „Losnacht“. Man glaubte, in diesen Nächten könne man das Wetter für die kommenden Wochen vorauszusagen.

Sommersonnenwende  Menschen tanzen um ein großes Feuer
Auch heute noch werden Sonnwendfeuer entzündet. © Polgar79 – adobestock.com

Was ist eine Sonnenwende?

Sonnenwenden sind astronomische Ereignisse. Sie finden nur zwei Mal im Jahr statt – einmal im Sommer und einmal im Winter. An diesen Tagen hat die Sonne ihren Höchst- beziehungsweise zur Wintersonnenwende ihren Tiefstand erreicht. Der Tag der Sommersonnenwende, der in den meisten Fällen auf den 21. Juni fällt, ist somit der Längste des Jahres.

Die Sonnenwende im Juni markiert den astronomischen Sommerbeginn auf der Nordhalbkugel. An diesem Tag scheint die Sonne dort am längsten. Auf der Südhalbkugel beginnt dagegen der Winter. Ab diesem Tag werden die Tage bei uns wieder kürzer bis die Sonne am 21. Dezember ihren Tiefstand erreicht hat. Ab der Wintersonnwende werden die Tage wieder länger.

Johannisfeuer: Brauch zu Sommersonnenwende

Johannisfeuer werden traditionell in der Nacht zum 24. Juni zur Ehre der Sonne entzündet. In Bergregionen werden die Feuer oben an Berghängen entzündet und sind so von Weitem sichtbar, so z. B. auch im Karwendel zu beobachten. Zum Sonnenwendfeuer gehört heute noch vielerorts der Tanz oder auch der Sprung über das Feuer. Dafür wird noch ein kleineres Feuer entzündet, über das sich springen lässt. Dieser Brauch sollte Unheil abwenden und Krankheiten lindern. Aus Österreich kommt der Glaube, dass Pärchen, die Hand in Hand über das Feuer springen ohne loszulassen, bald heiraten werden. In einigen Regionen wird als Abwehrzauber gegen böse Geister und Dämonen eine Strohpuppe in die Flammen geworfen.

Auch Dagmar hat in ihrer Mondkolumne für Juni bereits darüber geschrieben:

Mittsommer-Rituale für Zuhause

Auch im Kleinen lässt sich die Zeit der Sommersonnwende feiern. Zum Beispiel mit einem kleinen Feuer in Gemeinschaft oder einem Räucherritual zu Hause. Ende Juni ist die Hälfte des Jahres vorbei und damit eine gute Zeit, dich deinen Zielen und Wünschen zu widmen. Mit folgenden Ritualen kannst die Zeit um den Johannitag begehen:

  1. Beim Blick in die Flammen oder Räucherschale kannst du dich fragen: Was habe ich im ersten Halbjahr gesät und was will ich im Herbst ernten? Wo brauche ich noch etwas Geduld, damit es reifen kann.
  2. Wenn du Wünsche oder Vorsätze für das restliche Jahr hast, schreibe sie auf ein Stück Papier, übergib es dem Feuer zur Sommersonnenwende und beobachte achtsam wie der Wunschzettel verbrennt.
  3. Wer etwas Loslassen möchte, kann die Dinge aufschreiben und ebenfalls dem Feuer übergeben. Lausche dabei dem reinigenden Feuer, wie es das Papier in einen anderen Zustand transformiert. Füge reinigende Räucherkräuter wie Beifuß und Salbei hinzu.
  4. Verräuchere eine Räuchermischung für den Johannitag aus: Heimische Harze (Kiefer, Fichte), Schafgarbe, Johanniskraut und Beifuß.
Räucher-Rituale rund um die Sommersonnenwende
Das Räuchern mit Beifuss eignet sich für ein Reinigungsritual. © behewa – adobestock.com

Räuchermischung zur Sommersonnwende

  1. Fichten- oder Kiefernharz
  2. Getrocknetes Johanniskraut
  3. Getrockneter Beifuß

Das Räuchern mit Harzen und Kräutern ist ein uraltes Ritual, das alle Sinne anspricht und heute wieder eine Renaissance erlebt. In unserer schnelllebigen Lebenswirklichkeit bringt uns der sanft aufsteigende Rauch und Duft ins Hier und Jetzt, hilft uns zu entspannen und auf uns zu besinnen. Es ist eine wunderbare Form der Achtsamkeitspraxis.