Slow life: Entschleunigen – wie geht das?

Es ist paradox: Der Mensch hat vieles erfunden, das uns Zeit sparen soll, aber stattdessen haben wir immer weniger Zeit und immer mehr Stress. Unsere Tipps zum sinnvollen Entschleunigen.

Unsere Kalender sind voll mit Terminen. Wir hecheln unseren To-Do-Listen hinterher, kommunizieren auf mehreren Kanälen gleichzeitig und werden von unseren Geräten an Deadlines erinnert. In der Freizeit hört der Stress nicht auf. Wir haben stets Angst etwas zu verpassen. Wir checken Emails am Strand, trainieren nach der Arbeit für den Marathon und bauen am Wochenende ein Hochbeet. Auch Freizeitstress kann krank machen, denn der Körper braucht Ruhephasen, um Stresshormone abzubauen. Da ist es kein Wunder, dass sich viele nach Ruhe und Entschleunigung sehnen.

Was ist slow life?

Aber wie entschleunigt man in einer digitalen, reizüberfluteten Welt mit tausenden Verführungen? Was hat es mit dem Trend „slow life“ auf sich? Im Hinblick auf unseren Lebensstil, bedeutet Entschleunigung nicht einfach nur Langsamkeit. Bei „slow life“ geht es im Grunde um die Konzentration auf das Wesentliche in einer Welt des Überflusses. Entschleunigen hat auch mit Loslassen und der Angst etwas zu verpassen zu tun. Jeder kennt das ungute Gefühl, wenn das Handy mal mehrere Stunden keinen Empfang hat oder der Akku leer ist. Es gibt dafür sogar einen Begriff: FOMO – the fear of missing out.

Frau schreibt Tagebuch
Den Terminkalender ausmisten hilft zu entschleunigen. © mimagephotos – adobestock.com

JOMO versus FOMO: Entschleunigung, aber wie?

Am Anfang steht die bewusste Auseinandersetzung mit dem was dir im Leben wirklich wichtig ist. Dann ist Ausmisten angesagt: Was brauche ich nicht mehr? Was raubt nur Zeit und Energie? Das können Dinge, Menschen oder Verpflichtungen sein. Gerümpel, das herumsteht zum Beispiel, raubt Energie. Unser Unterbewusstsein erinnert uns ständig daran, dass wir noch aufräumen müssen. Jede Form von Besitz kostet im Grunde Zeit und Energie. Auch Menschen können Energiefresser sein. Wir halten oft an Beziehungen fest, obwohl sie uns nicht guttun. Einfach mal „Nein“ sagen ohne schlechtes Gewissen. Auch der Terminkalender kann ausgemistet werden. Nicht jeder Termin ist wichtig. Mach einfach mal den JOMO-Check (JOMO – the joy of missing out 😉

Du musst nur langsam genug gehen, um immer in der Sonne zu bleiben.

Antoine de Saint-Exupéry
Frau isst genüsslich
Mit Achtsamkeit beim Essen entschleunigen. © edNurg – adobestock.com

6 Tipps, um den Alltag zu entschleunigen

  1. Minimalismus: Weniger ist mehr, denn wer auf Überflüssiges verzichtet, schafft Freiraum für die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Weniger Gegenstände in der Wohnung, heißt weniger putzen und aufräumen. Weniger Kleidung im Schrank, spart Zeit bei der Outfit-Auswahl. Weniger Konsum spart Zeit und Geld. Wer Geld spart muss am Ende weniger arbeiten.
  2. Multitasking: Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass der Mensch nicht wirklich Multitasking-fähig ist. Wer mehrere Dinge gleichzeitig macht, macht sich nur Stress und vermindert die Produktivität. Versuche daher eine Sache nach der anderen zu erledigen ohne Ablenkung.
  3. Digital Detox: Einfach mal offline sein. Nimm dir bewusst Auszeiten von digitalen Kanälen. Wer hin und wieder alle digitalen Geräte und Kanäle für einige Stunden abschaltet, gönnt dem Geist eine Ruhepause. Etabliere feste Zeitfenster in deinem Alltag für Email, Instagram und Co, anstatt immer wieder zwischendrin zu checken.
  4. Essenszeiten: Im Alltag essen wir oft hastig und nebenbei. Du bist, was du isst, heißt es so schön. Aber es könnte auch heißen: Du bist, wie du isst. Wer sich Zeit für Mahlzeiten nimmt, reduziert Stress für den Darm, der ja bekanntermaßen unser zweites Gehirn ist. Wer beim Essen offline ist und sich ganz auf die Speise konzentriert, ist nicht nur schneller satt, sondern auch zufriedener.
  5. Achtsamkeit: Baue in deinen Alltag immer wieder Momente der Achtsamkeit ein. Zum Beispiel trinke deinen Cappuccino in achtsamem Bewusstsein. Nimm zuerst den Duft wahr, spüre den Milchschaum an den Lippen und schmecke bewusst jeden Schluck. Aber du kannst genauso gut achtsam Geschirr spülen. Wichtig ist dabei: die ganze Wahrnehmung auf die Tätigkeit zu lenken ohne sie zu bewerten. Du kannst auch andere Achtsamkeitspraktiken wie Waldbaden oder Räuchern in deine Alltagsroutine einbauen.
  6. Wartezeiten: Sobald wir warten müssen, ob an der Kasse oder auf unseren Arzttermin, ärgern wir uns entweder über die Zeitverschwendung oder wir zücken unser Handy, um die Zeit zu überbrücken. Aber diese Zeiten können wir auch als Pause zum Durchatmen nutzen – dem süßen Nichtstun und Beobachten oder du machst eine kleine Achtsamkeitsübung, um den Geist zu entspannen.