Der Winterschlaf naht: diese 7 Tiere verfallen nun dem Schlummern
Mit dem Herbst kommt die Kälte und die Lust steigt, sich ins warme Bett zu kuscheln und nichts zu tun. Diese Tiere machen uns vor, wie Winterschlaf eigentlich geht.
Jetzt im Oktober ist es neblig, kalt und dunkel, wenn ich morgens meine Wohnung verlasse. Während ich mich auf den Weg zur Arbeit mache, fällt mein Blick noch einmal sehnsüchtig zurück zur Haustür – meine Gedanken schweifen zurück zu meinem weichen Bett mit der warmen Decke, die ich gerade zurückgelassen habe.
Wäre es nicht schön, sich zu Beginn der kalten Jahreszeit einzukuscheln, mit Kissen und Decke und dicken Wollsocken. Dann trinkt man noch eine Tasse heiße Milch und schläft langsam ein. Es ist wohlig warm. Wenn man dann wieder aufwacht, blühen draußen schon die Krokusse und die Vögel trällern wieder. Die Sonne scheint warm auf der Haut und den Schnee hat man gleich ganz verpasst. Das machen doch viele Tiere so, warum nicht wir Menschen?
Maus, Dachs, Fuchs und Mensch – warum machen wir nicht alle Winterschlaf?
Wäre doch einfach. Sobald draußen nichts mehr blüht, wächst und gedeiht, schalten wir zusammen in den Stand-by-Modus. Ade, wir sehen uns im März dann wieder. Klingt lustig, aber für viele Tiere ist der Winterschlaf überlebensnotwendig. Wenn die Tage kürzer und kälter werden, wird das Nahrungsangebot knapp. Die meisten Insekten sterben und Pflanzen verschwinden unter einer dicken, weißen Schicht.
Große Tiere wie Rehe oder Hirsche können sich durch die Schneedecke scharren. Den Kleinen bleibt diese Option nicht: Also fressen sie sich Fettpolster an und senken, wenn die Zeit gekommen ist, ihre Körpertemperatur und sämtliche Körperfunktionen auf ein absolutes Minimum ab. Die Tiere sind nun fast näher am Tod als am Leben. Erst wenn die Temperaturen steigen, wachen sie langsam wieder auf. Der Grund ist einfach: Wer schläft, der verhungert nicht.
Vorsicht, knifflig! Winterschlaf ist nicht gleich Winterstarre
Erinnert ihr euch noch an die Grundschule? Hier habt ihr vielleicht auch den Unterschied zwischen Winterschlaf, Winterruhe und Winterstarre gelernt. Beim Winterschlaf versinken die Tiere tage- bis wochenlang vollständig im Tiefschlaf, ohne dass sie etwas essen oder ausscheiden müssen. Sie wachen höchstens auf, um ihre Schlafposition zu ändern. Tiere in Winterruhe dagegen senken ihre Körpertemperatur wenig bis gar nicht ab und wachen regelmäßig auf, um die Position zu wechseln oder ihre Vorräte zu verspeisen. Das machen vor allem größere Tiere wie der Dachs oder Waschbären.
Winterstarre halten Tiere, die ihre Körpertemperatur, anders als Säugetiere, nicht selbst regulieren können. Eidechsen, Frösche und Kröten erstarren, wenn es zu kalt wird, ohne dass sie sich vorher Reserven anfressen müssen. Weil dieser Zustand allein von der Außentemperatur abhängig ist, spricht man auch von Kältestarre.
Diese Tiere halten Winterschlaf – da kann man ganz neidisch werden
1. Die Kuschler: Murmeltiere

„Heute ist Murmeltiertag!“, pfeifen die flauschigen Alpenbewohner sich wahrscheinlich jeden Morgen zu – aber nur etwa von Mai bis Oktober. Denn in den übrigen Monaten schlafen die Tierchen tief unter der Erde. Murmeltiere sind sehr sozial: Sie leben in vertrauten Familienverbänden, in denen viel gekuschelt wird. Wenn es im Herbst kälter wird, legen die Säuger in ihren unterirdischen Gängen ausgepolsterte Nester an. Wenn es draußen beginnt zu schneien, schmusen sich bis zu 20 Murmeltiere aneinander. Sie halten einen echten Winterschlaf und schlafen sechs oder mehr Monate lang durch. In dieser Zeit schlägt ihr Herz nur 20-mal pro Minute und ihr Körpergewicht reduziert sich über die Zeit um 30-50 %.
2. Die Kühlschrankbewohnerinnen: Landschildkröten

Landschildkröten sind wechselwarme Tiere. Das heißt, sie können ihre Körpertemperatur nicht selbst erhöhen oder reduzieren, sondern sind von der Sonne und dem Wetter abhängig. Im Winter finden Schildkröten zudem in der freien Wildbahn nicht genügend Nahrung. Deshalb graben sie sich in den Boden ein und stellen ihre Aktivität für mehrere Monate völlig ein. In dieser Zeit kühlt ihre Körpertemperatur auf bis zu 5° Celsius ab, je nach Außentemperatur. Ohne diese Kältestarre geraten das Wachstum und der Hormonhaushalt der Schildkröten durcheinander, also müssen sie auch als Haustiere Gelegenheit dazu bekommen. Während die Tiere auf dem Land frostfrei im Frühbeet oder Gewächshaus überwintern können, müssen sich Halter ohne die Möglichkeit anders zu behelfen wissen. Deswegen überwintern mittlerweile viele Schildkröten im Gemüsefach eines (separaten) Kühlschranks.
3. Die Vorratshalter: Feldhamster

Nicht nur Eichhörnchen sammeln während der kühler werdenden Herbstmonate Vorräte an und verstecken Nahrungsmittel für den Winter. Hamster hamstern sprichwörtlich Getreide und legen sich einen haltbaren Vorrat aus Körnern und Samen unter dem Acker an. Die Tierchen lagern im Durchschnitt etwa 5 kg ein, und das bei einem Körpergewicht von gerade einmal 500 g. Der Vorratsrekord eines Hamsters, den man beobachtet hat, liegt tatsächlich bei 50 kg! Während der Ruhephase von Oktober bis März wachen die kleinen Erdbewohner regelmäßig auf und bedienen sich an ihrem Kornspeicher. Als Haustier macht der Hamster allerdings in der kalten Jahreszeit keine Ruhepause. Aufgrund des in der Wohnung reichlichen Angebots an Wärme und Nahrung ist der Winterschlaf nicht nötig. Anders als bei den Schildkröten hängt das Überleben der Tiere nicht von regelmäßigen Ruhephasen ab.
4. Die Hotelgäste: Wildbienen

Etliche Insektenarten sterben mit Beginn des Winters und nur ihre Larven überleben. Einige Wildbienen, die allein leben und anders als Hummeln oder Honigbienen keine Völker ausbilden, suchen sich aber Mauerritzen oder hohle Stängel, wo sie sich einpuppen und den Winter ausharren. Auch die in Gärten, Parks und auf öffentlichen Plätzen mittlerweile weit verbreiteten Insektenhotels bieten den Insekten eine willkommene Alternative zu knappen natürlichen Überwinterungsplätzen. Im nächsten Frühjahr entpuppen sich die mehrjährigen Bienen, wie etwa die Rote Mauerbiene wieder und leben weiter.
5. Die werdenden Eltern: Braunbären

Braunbären leben in der nördlichen Hemisphäre von Alaska, Sibirien bis hin nach Skandinavien. In dicht besiedelten Gebieten gibt es sie heute nicht mehr. Nur in großen, zusammenhängenden Waldgebieten haben sie noch genügend Platz. Im Herbst haben sie einen „Bärenhunger“ und fressen bis zu 40 kg Nahrung am Tag. Schließlich ziehen sie sich in eine Höhle zurück, wo sie die nächsten Monate verschlafen. Während ihrer Winterruhe wachen sie alle ein bis zwei Tage auf, fressen allerdings nichts und gehen auch nicht auf Streifzug. Von ihrer Muskelmasse verlieren die braunen Riesen nichts, nur die Fettreserven werden nach und nach aufgezehrt. Trächtige Weibchen bringen während des Winterschlafs zwischen Januar und März ein bis vier Junge zur Welt. Bis zum Frühlingsbeginn wärmen sie sich an ihrer Mutter. Bei ihr bleiben sie auch noch die nächsten zwei Jahre.
6. Die Hardliner: Siebenschläfer

Siebenschläfer halten, wie ihr Name schon vermuten lässt, sieben bis acht Monate Winterschlaf und das nicht wie das Murmeltier im Hochgebirge, sondern im Flachland. Sie leben sogar oft in der Nähe der Menschen. Auch diese geschickten Kletterer fressen sich Fettreserven an, die sie über den für sie langen Winter bringen. Während der Sommernächte poltern sie gerne über verwaiste Dachböden und machen die Laubwälder unsicher. Doch schon wenn die Durchschnittstemperatur unter 18° C sinkt, suchen die Siebenschläfer ihre Nester auf. Bevorzugt bauen sie diese 50-100 cm tief in den Boden ein, überwintern aber auch mal in hohlen Bäumen, Nistkästen oder warmen Ecken in Gebäuden. Erst wenn die Temperaturen über 20° C steigen, wachen sie wieder auf.
7. Die Unerwarteten: Fettschwanz-Makis

Kaum zu glauben, aber sogar in den Tropen gibt es Tiere, die eine Form der Winterruhe halten. Fettschwanz-Makis sind die einzigen bekannten Primaten, die Winterschlaf halten. Ihre Nahrungsreserven speichern sie, wie der Name schon sagt, vor allem im Schwanz. Der „Winterschlaf“ fällt auf die Trockenzeit ihrer Heimat Madagaskar, circa von April bis Oktober. Dann ist das Nahrungsangebot sehr knapp. Die Temperaturen sind allerdings mit 35° C nicht gerade winterlich. Die Körpertemperatur der Makis passt sich während der Schlafphasen flexibel der Außentemperatur an und schwankt deswegen sehr stark. Dass auch Primaten Winterschlaf halten können, der zudem nicht an kalte Temperaturen gekoppelt ist, wurde erst vor einigen Jahren entdeckt. Ist das auch ein Modell für uns selbst, um den Winter zu umgehen?
Winterschlaf auch für Menschen! – oder lieber doch nicht?
Auch wenn die Vorstellung zunächst schön klingt: Ich will keinen Winterschlaf halten. Lieber will ich die kalten Tage mit einem guten Buch und einer Tasse Tee vor dem Kamin verbringen oder mich nach einem ausgiebigen, eisigen Spaziergang mit einem heißen Bad wieder aufwärmen. Der Winter gehört doch für uns Menschen doch genauso dazu wie alle anderen Jahreszeiten. Wenn der Winter richtig schön kalt war, freue ich mich umso mehr auf den Frühling!
Übrigens: Vögel halten keinen Winterschlaf. Sie wandern entweder zeitweise aus oder bleiben unter aufgeplusterten Federn bei uns zuhause. Dann könnt ihr ihnen etwas Gutes tun, indem ihr ihnen ein Nahrungsangebot zur Verfügung stellt.