Anspruchsvolle Pflanzen: Fluch und Segen im Urban Jungle
Anspruchsvolle Pflanzen sehen großartig aus und schreien im Gartencenter ganz laut: „Kauf mich!“ Sobald sie aber im neuen Zuhause angekommen sind, zeigen sie sich von ihrer schlechtesten Seite. Meistens sterben sie nämlich innerhalb weniger Wochen einfach ab. Welche Sorten zu den absoluten Diven gehören und wie du manche von ihnen doch noch rettest, verrät dieser Text.
Wieso man sich besondere Pflanzen anschafft? Das ist meistens ganz simpel: Sie sehen unfassbar gut aus. Manche überzeugen mit flauschigen Blättern, besonderem Blattwuchs, außergewöhnlichen Farbspielen oder imposanter Größe. Was man auf den ersten Blick aber nicht sieht: Welche unverschämten Ansprüche dieses Gewächs hat.
Das verrät einem übrigens auch niemand im Gartencenter. Die wären nämlich ganz schön blöd, wenn sie sagen würden: „Sorry, die würde ich nicht kaufen, die überlebt nämlich keine zwei Wochen in normalen Wohnungen.“ Also kaufen die meisten die Pflanze aus optischen Gründen und stellen daheim ernüchtert fest: War wohl nix. Der simple Spruch mit der Optik gilt also auch hier – unter den Pflanzen ist nicht alles Gold was glänzt.
Anspruchsvolle Pflanzen: Das wollen sie von dir
Dafür, dass sie so gut aussehen, fordern die schönen Pflanzen auch einiges. Individuelle Bedürfnisse kommen natürlich noch dazu. Aber wenn dir bestimmte Sorten immer wieder eingehen, dann brauchen sie vor allem folgende Dinge ganz dringend:
- Hohe Luftfeuchtigkeit
- Extrem viel Licht
- Regelmäßig Dünger
- Keine Staunässe, aber auch nicht zu wenig Wasser
- Ja keinen Standortwechsel, außer der aktuelle Platz ist wirklich schlecht.
Unter den Diven befinden sich übrigens fast ausschließlich tropische Pflanzen, die meistens aus Südamerika oder Asien stammen. Dort sind die Bedingungen natürlich ganz anders als im Wohnzimmer daheim. So richtig übel kann man es ihnen eigentlich nicht nehmen, sie sind einfach etwas anderes gewöhnt.

Anspruchsvolle Pflanzen: Darum sind sie so zickig
Das Stichwort lautet Übersee. Sie müssen wie oben bereits erwähnt ziemlich weit reisen, bis sie überhaupt mal bei uns angelangen. Die Samen und Stecklinge werden in großen Gewächshäusern unter für sie optimalen Bedingungen gezüchtet. Das bedeutet übrigens auch, dass sie viele chemische künstliche Nährstoffe erhalten, damit sie so prall, farbenprächtig und gesund aussehen.
Einmal im Gartencenter angelangt, halten sie dort nur wenige Tage durch. Denn hier fehlen ihnen schon die Superbooster-Nährstoffe, die sie gewohnt waren. Ist dir schon mal aufgefallen, dass man im Gartencenter oft Pflanzen-Restposten für ein oder zwei Euro findet? Das sind oft die anspruchsvollen Pflanzen, die langsam an Kraft verlieren. Denn auch das Gartencenter bietet nicht die optimalen Bedingungen.
Anspruchsvolle Pflanzen: Die Wehwehchen einiger Exemplare im Überblick
Nicht jede Pflanze knickt sofort ein, wenn du sie den perfekten Bedingungen entziehst. Meistens erkennst du aber schon nach zwei oder drei Wochen erste Anzeichen, dass es deiner neuen Errungenschaft wohlmöglich nicht ganz so gutgeht. Manche lassen recht schnell die Blätter hängen oder werfen sie ab. Bei anderen verfärben sie sich nach und nach, werden knusprig oder gelb und fallen dann ab. In manchen Fällen sterben alle neuen Triebe, bevor sie überhaupt austreiben.

Oft bleibt einem dann nach nur wenigen Wochen ein kleiner Stumpf übrig, der mickrig in der Erde steht. Übrigens: Anspruchsvolle Pflanzen sind auch anfälliger für Schädlinge, wenn sie sich in der neuen Umgebung nicht wohl fühlen. Folgende Kandidaten hatte ich teilweise, wenn auch nur kurz, in Besitz. Und ich kann euch sagen, ich werde mir keine dieser Pflanzen jemals wieder in die Wohnung holen.
Alocasia: Diese Diva verträgt eine hohe Luftfeuchtigkeit, aber keine Staunässe, sie hasst direktes Sonnenlicht, will aber auf keinen Fall zu dunkel stehen. Im Winter verliert sie nicht selten alle Blätter. Damit sie im Frühjahr wieder austreibt, brauchst du ziemliches Glück.
Kokosnusspalme: Filigran und anmutig sieht sie aus, ist aber einfach nicht für unsere Gefilde gemacht. Sie mag es sehr tropisch, sehr feucht und sehr hell. Normale Zimmertemperatur mag sie überhaupt nicht und sobald sie auch nur einen kleinen Luftzug bekommt, nimmt sie es dir übel und die Blätter verfärben sich braun. Diese Diva wächst wirklich am besten im botanischen Garten oder einfach an ihrem Herkunftsort.
Philodendron Verrucosum: Am Papier eigentlich eine anspruchslose Pflanze, was ich allerdings nicht bestätigen kann. Sie mag feuchtes Klima, will gerne abgeduscht werden. Mittagssonne ist ihr ein Graus, am Vormittag ist die pralle Sonne am besten. Ja und die Erde die muss ziemlich fluffig sein. So ganz hab ich es aber auch noch nicht raus, was sie eigentlich will. Denn es gibt kein Blatt ohne braune Stellen.
Calathea: Sobald es im Zimmer ein bisschen zu trocken ist, werden ihre Blattränder knusprig und nicht selten gelb und fallen ab. Sie hasst kalkhaltiges Wasser und mag am liebsten abgekochtes, stilles oder direkt Regenwasser. Sie braucht viel Sonne und eine hohe Luftfeuchtigkeit. Übrigens ist Staunässe ein Graus für sie genauso wie zu trockene Erde. Ein bisschen Dünger darf es sein, aber ja bitte nicht zu viel. Diese Pflanze ist eine Wissenschaft für sich. Und zwar alle ihre Sorten. Sie hasst übrigens den Winter und überlebt ihn sowieso nur ganz selten.
Erbsenpflanze: Die Sukkulente mag es auf keinen Fall zu nass und steht überhaupt nicht gerne im Dunklen. Bitte aber auch nicht den ganzen Tag im Licht. Wehe, du gießt sie zu viel, dann dankt sie es dir mit matschigen Blättern. Ihr Wasser speichert sie in den erbsenartigen Kugeln. Sommer mag sie übrigens viel lieber als Winter.
Anspruchsvolle Pflanzen: Mein Feind, der Winter
Der Winter ist generell der Feind aller Zimmerpflanzen. Es ist viel zu dunkel, oft kommt gar kein Sonnenlicht in die Zimmer. Die Heizungsluft trocknet den Raum komplett aus, man soll eigentlich auch nicht düngen und Schädlinge haben zu der Zeit sowieso leichtes Spiel. Manche Pflanzen, wie die Monstera oder die Pilea, überleben den Winter ganz gut.
Wenn sie mal ein bisschen abgeduscht werden, sind sie eigentlich ganz zufrieden. Die oben genannten Querulanten sind da schon andere Kaliber. Viele davon sterben garantiert ab, egal was du unternimmst und wie oft du sie besprühst. Sie sind einfach nicht für die wechselnden Jahreszeiten geschaffen. Da helfen nur Tricks, womit wir schon beim nächsten Punkt angelangt sind.

Anspruchsvolle Pflanzen: Das kannst du tun, um sie am Leben zu halten
Zugegeben, an sich sind solche Exoten gar nicht nachhaltig und auch einfach nicht für unsere Breitengrade gemacht. Den Pflanzenhype kann man allerdings kaum mehr aufhalten. Und so haben auch bei mir zuhause Exemplare einen Platz gefunden, die hier eigentlich nicht hingehören. So weit, so gut. Sie sind da und man will schließlich das Möglichste tun, damit sie das auch bleiben. Da helfen nur folgende Dinge:
- Ein großzügiges, gut temperiertes Gewächshaus mit hoher Luftfeuchtigkeit, alternativ sehr sonniger Platz im Badezimmer
- Pflanzenlampen, die permanent Sommer simulieren
- Spezialerde oder sogar Mischungen
- Viel Rat vom Gärtner des Vertrauens
- Sich in die Materie einlesen und alles tun, damit die Pflanzen überleben
Anspruchsvolle Pflanzen: Besondere Variationen ist nicht gleich mehr Anspruch
Immer beliebter werden Variationen aller Pflanzen mit Weißanteil, zum Beispiel bei der Monstera, der Syngonium, der Philodendron oder der Pilea. So ein Weißanteil heißt aber nicht automatisch, dass die Pflanze anspruchsvoller ist. Meistens braucht sie einfach nur mehr Licht als die Ursprungsart, weil die Blätter heller sind. Von der Alocasia gibt es ziemlich viele Varianten und Unterarten. Die Diva Calathea gibt es in hell, dunkel, mit runden oder spitzen Blättern. Mal samtig und mal ganz glatt. Allerdings kann man sagen, dass von dieser Sorte einfach alle Arten ziemliche Zicken sind.
Wer sich für so eine Pflanze entscheidet, entscheidet sich mit ihr für besondere Pflege und ziemlich viel Ärger. Ja, außer man nimmt es in Kauf, sie in Gewächshäuser mit Extralicht zu packen und dafür einige Mehrkosten in Kauf zu nehmen. Ach, was tut man nicht alles für die eine oder andere besondere Zimmerpflanze. Alternativ könntest du dich aber erst mal an pflegeleichten Zimmerpflanzen probieren: