Der Mond im November: Fruchtbares im Nebelung

Im Oktober ging es um die Männer und den Mond, im November sind die Frauen dran! Oder eigentlich beide: denn Fortpflanzung funktioniert bei uns dualen Wesen für gewöhnlich nur zu zweit. Natürlich gibt es da auch noch ein paar andere Faktoren, die einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben …der Mond zum Beispiel!

November, der Nebelung, zeigt eine graue Welt mit dürren Ästen: In der Natur stehen jetzt alle Zeichen auf Loslassen, auf Tod und Vergänglichkeit. Das Leben der Pflanzen zieht sich zurück ins Innere, hinunter in die Wurzeln. In diesem Punkt unterscheiden wir Menschen uns selbst heute, im 21. Jahrhundert, nicht wirklich von der Natur, die uns umgibt. Allerheiligen, Samhain, Halloween … egal wie die Feste heißen, welche die Menschen jetzt feiern, bei allen geht es um dasselbe: den Ahnen Respekt erweisen, die eigenen Wurzeln ehren und stärken.

Das Zeichen Skorpion, das die Sonne aus astrologischer Sicht gerade durchwandert, steht ebenfalls für diese Qualitäten: Ausgedientes loslassen, alles auf das Nötigste reduzieren. Das Nötigste, was den Menschen früher das Überleben gesichert hat, das war die eigene Sippschaft! Jede und jeder brachte sich mit eigenen Fähigkeiten ein, gemeinsam war man stark genug, um dem Winter zu trotzen.

Der Mond steht im November unter einem fruchtbaren Stern

Doch kein Extrem existiert dauerhaft ohne sein Gegenstück. Während die Sonne sich sinnbildlich zum Sterben niederlegt, gewinnt der Mond im November an Kraft und strotzt zu seiner vollen Phase nur so davon. Der Vollmond im November steht der Sonne gegenüber und damit im Stier, dem astrologischen Zeichen schlechthin für Fruchtbarkeit und Überfluss. Und weil er soviel davon hat, kann er auch viel von dieser Energie abgeben.

Wie wir das nutzen können? Erlauben wir uns doch einfach, beim Zurückbesinnen auf die eigene Familiengeschichte auch ein bisschen in der Zukunft zu schwelgen. Ja, das ist sogar nötig! Denn welcher Stamm könnte langfristig überleben, wenn nicht immer wieder zuckersüße, quietschfidele Babys zu erwarten wären?

Wie der Mond auf den weiblichen Zyklus wirkt

Fruchtbarkeit ist so etwas wie das Spezialgebiet des Mondes. Schon vor 30.000 Jahren scheint den Menschen aufgefallen zu sein, dass der Zyklus der Mondphasen mit seinen 29½ Tagen ziemlich genau dem weiblichen Menstruationszyklus entspricht. Höhlenzeichnungen aus dieser Zeit zeigen Frauen als Fruchtbarkeitsgöttinnen gemeinsam mit dem Mond. Mythen erzählen davon, dass Sex mit dem Mondgott die Frauen zum Bluten brachte. Auch für die Griechen und Römer war der Zusammenhang von Mond und weiblichem Zyklus offenbar ganz selbstverständlich: Begriffe wie „Menstruation“ und „Menses“ stammen von den lateinischen und griechischen Wörtern für Monat (mensis) und Mond (mene) ab.

Erst heutzutage streiten die Wissenschaftler darüber, ob es nur ein Zufall ist, dass der Mondphasenzyklus und der weibliche Menstruationszyklus im Schnitt ziemlich gleich lang sind. Fakt ist, dass längst nicht alle Frauen auf der Welt ihre Monatsblutungen zeitgleich bekommen – und längst nicht alle im Rhythmus der Mondphasen.

Je älter die Quellen allerdings sind, desto klarer zeigt sich ein Zusammenhang. Im alten Griechenland sollen die Frauen vor allem rund um Vollmond geblutet haben. 1898, also etwa um die Zeit der Industrialisierung, legte der schwedische Wissenschaftler Svante Arrhenius eine Studie vor, die eine Kopplung der Menstruation an Voll- und Neumond zeigte. Die jüngste Studie aus dem Jahr 2021 stammt von Charlotte Förster, einer Chronobiologie-Professorin an der Universität Würzburg. Sie hat bis zu 32 Jahre lange Aufzeichnungen über die Zyklen von 22 Frauen ausgewertet und festgestellt, dass zwar nicht alle Frauen immer zeitgleich mit Voll- oder Neumond menstruieren – aber dass es Kopplungen über mehrere Monate und Jahre hinweg gibt. Außerdem gingen Frauen in ländlichen Regionen öfter mit dem Rhythmus des Mondes konform, während ihre Geschlechtsgenossinnen in der Großstadt oft kürzere Zyklen hatten. Als Taktgeber vermutet die Chronobiologin das Mondlicht.

Wie Mondlicht bei Kinderwunsch helfen kann

Das Licht macht‘s also. Das könnte auch der Grund dafür sein, warum die Wissenschaftler heute meistens ins Leere greifen, wollen sie den Menstruationszyklus am Zyklus des Mondes festmachen: weil der Vollmond längst überstrahlt wird vom immerwährenden elektrischen Licht der Straßen- und Großstadtbeleuchtungen.

Doch selten ein Schaden ohne Nutzen (diesen Spruch hat meine Oma übrigens gern zitiert): Nachdem zwei Ärzte 1969 bei Bauern beobachtet hatten, wie diese rund um Vollmond nachts im Stall das Licht brennen ließen, damit die Hühner mehr Eier legten, hatten sie eine Idee. Dewan und Rock, so hießen die beiden, probierten das Gleiche bei Frauen mit stark unregelmäßigen Monatszyklen. Ab dem 14. Tag nach der Monatsblutung ließen sie die Frauen drei Nächte lang bei Schummerlicht schlafen. Und siehe da: Bei den meisten pendelte sich die Zykluslänge nach ein paar Monaten auf ungefähr 29 Tage ein. Etliche wurden sogar endlich schwanger. Inzwischen hat diese simple Methode für Paare mit Kinderwunsch auch einen Namen, den man googeln kann: „Lunaception“, zu deutsch „Mondphasen-Methode“.

Die Steinzeitmenschen hatten Sex bei Neumond

Doch woher kommt nun dieser Zusammenhang? Gibt es eine Erklärung? Chronobiologin Förster vermutet, dass sich die Evolution damit an das Fortpflanzungsverhalten der Menschen angepasst hat: Als Jäger und Sammler orientierten sich die Menschen stark am Vollmond. Er bescherte ihnen während der Dämmerung ideale Verhältnisse zur Jagd und verlängerte außerdem den Tag, sodass man weitere Nahrung sammeln oder handwerklich arbeiten konnte. So waren die Menschen rund um die Vollmond-Zeit viel zu sehr beschäftigt, als dass sie Nachwuchs hätten zeugen können. Das taten sie dann rund um Neumond, wenn die Nacht finster und es viel zu gefährlich war, sich draußen bei den wilden Tieren aufzuhalten. Hunderttausende von Jahren lebten unsere Vorfahren in diesem Rhythmus, bis sie schließlich vor nicht einmal zehntausend Jahren den Ackerbau entdeckten und nach und nach sesshaft wurden. Kein Wunder also, dass unsere Körper diesen frühsteinzeitlichen Rhythmus so verinnerlicht haben.

Tipp: Räucher-Ritual zum Neumond im November

Räuchern tut nicht nur in den Raunächten rund um Weihnachten und Neujahr gut, sondern auch rund um Allerheiligen. Zum elften Neumond nach der Wintersonnwende, der dieses Jahr auf den 4. November fällt, feierten die Kelten ihr Toten- und Neujahrsfest Samhain. In dieser Nacht galt die Grenze zur Anderswelt, in der die Geister und Toten hausten, als besonders durchlässig. Räucher-Rituale dienten dazu, die Ahnen zu ehren und die Geister zu befrieden – oder auch, um in Kontakt mit ihnen zu treten. Als Räucherwerk eignen sich hierzu besonders Salbei, Rose und Beifuß, aber auch viele andere Kräuter und Harze.

Tipps zum Beobachten vom Mond im November

Der Vollmond am 19. November trägt in diesem Jahr einen wenig schmeichelhaften Superlativ: Mini- oder Mikro-Mond! Das heißt, der Mond ist auf seiner elliptischen Bahn um die Erde genau zu Vollmond am weitesten von uns entfernt, nämlich etwa 406.000 Kilometer (seine durchschnittliche Entfernung beträgt 384.000 km). Klar, dass uns ein solcher Mini-Mond nicht nur kleiner erscheint. Er strahlt auch um etwa 30 Prozent weniger hell als ein Supermond.

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