Der Mond im Oktober: der Jagdmond

Der Mond im Oktober ist das beste Beispiel dafür, dass der Mond nicht nur die Frauen beeinflusst. Zur Zeit des Jagdmondes schauen vor allem die Jäger hinauf zu unserem Erdtrabanten und orientieren sich an seinem Licht – und das schon so lange, wie es Menschen gibt.

Frauen und der Mond, das ist vor allem für Esoterikfans so untrennbar verbunden wie Kaffee und Milch, wie Männer und der Fußball. Manche würden den Mond deshalb gerne zur Mondin machen, wie in den romanischen Sprachen auch: la lune, la luna … Bei mir bleibt der Mond aber der Mond. Das hat seinen Grund. Der Ursprung dieses Wortes stammt aus einer Zeit weit vor den Römern, aus der Sprache der Germanen. Bei ihnen war die Sonne, das mächtigste und verlässlichste Gestirn am Himmel, eine Frau. Mani, ihr Bruder Mond, war wie die Männer: mal da, mal weg.

Der Rhythmus des Mondes: unser Steinzeit-Erbe

Was nun keinesfalls heißen soll, dass die Männer der Germanen unzuverlässige Loder waren! Nein, sie waren Jäger. Während die Frauen sich um die Kinder kümmerten, pflanzliche Nahrung sammelten und kleinere Tiere erbeuteten, machten sich die Männer auf Großwildjagd. Dabei half ihnen der Mond: Er gab den Jägern in der Dämmerung, wenn die Tiere aus dem Dickicht schlichen, noch ausreichend Licht zum Sehen – zum Anvisieren der Beute ebenso wie zum Ausspähen eventueller Angreifer.

Die Zyklen des Mondes bestimmten den Rhythmus des Lebens in der Sippe. Nahm der Mond zu, wurden Pläne geschmiedet, wie man das gefährliche Großwild am schlauesten überlisten und erlegen konnte, ohne dabei das eigene Leben allzu sehr aufs Spiel zu setzen. War der Mond voll, schritten die Jäger zur Tat. Spätestens wenn der Mond in sein letztes Viertel überging, kehrten sie wieder zurück. Denn dann blieb man besser im Schutz der Höhle. Bei finsterer Nacht waren die Wildtiere mit ihren feinen Sinnen, scharfen Klauen und Zähnen den Menschen einfach haushoch überlegen.

Warum im Oktober der Jagdmond ist

Auch heute noch orientieren sich die Jägerinnen und Jäger übrigens am Mond. Spezielle Mondkalender zeigen an, wann er auf- und untergeht und wann sein Licht die Dämmerung besonders hell erleuchtet. Letzteres ist im Herbst und Winter der Fall, wenn der Vollmond eine hohe, weite Bahn über den Himmel zieht.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum die Zeit rund um den Oktober-Vollmond früher den Namen „Jagdmond“ trug. Der Hauptgrund allerdings war die fette Beute: Im Oktober nämlich hatte sich das Wild ordentlich Fettreserven für den Winter angefressen und zugleich noch kaum etwas davon aufgezehrt. Ein erfolgreicher Jagdmond bescherte den Menschen gute Aussichten für den Winter. Denn das war die Jahreszeit, die den Jägern und Sammlern alles abverlangte. Je weiter vom Äquator entfernt, umso strenger fällt der Winter aus – und umso wichtiger wurde für die Menschen die Jagd. Denn wenn die klirrende Kälte die Natur fest im Griff hatte, war Fleisch oft die einzig verfügbare Nahrungsquelle.

Im Winter brauchten unsere Vorfahren einander dringender denn je. Allein war der Mensch – dieses halbnackte, mittelgroße Lebewesen – ohnehin schon vielen anderen Arten unterlegen. Kam dazu noch die schneidende Kälte und der Mangel an pflanzlicher Nahrung, bedeutete das ziemlich sicher den Tod. In einer Sippe konnten die Menschen den Gefahren besser trotzen, einander Wärme, Trost und Essen spenden. Auch Jäger waren keine Einzelgänger: Sie handelten Seite an Seite nach einem Plan, den sie gemeinsam ausgeheckt hatten.

Der Mond im Oktober: Zeit der Begegnung

Die nomadische Kultur der Jäger und Sammler ist die älteste Form des menschlichen Zusammenlebens: Hunderttausende von Jahren lebten unsere Vorfahren nach diesen Gesetzen, bis sie schließlich vor nicht einmal zehntausend Jahren den Ackerbau entdeckten und nach und nach sesshaft wurden. Kein Wunder also, dass uns der uralte Rhythmus noch in den Genen steckt – den Männern ebenso wie den Frauen.

Ob es das ist, was uns im Herbst dazu treibt, es unseren Vorfahren gleich zu tun? Wir gehen raus in die Natur, tanken die letzten warmen Sonnenstrahlen. Herbst ist Wanderzeit. Wir sammeln Kräfte und Kräuter. Wir suchen die Gemeinschaft anderer. Aber nicht so sehr die Schmetterlinge im Bauch lassen uns jetzt näher zusammenrücken, vielmehr ist es der Wunsch nach Geborgenheit.

Selbst in der Pflanzenwelt scheint im Herbst alles auf Harmonie und Versöhnung ausgerichtet. Was im Frühling rücksichtslos nach oben drängelte, das findet nun wieder seinen Weg zur Erde zurück. Blätter, Früchte, Samen fallen … Himmel und Erde begegnen einander.

Der Vollmond im Oktober: im Zeichen des Kriegers

Eine solche Romantik ist auch ganz im Sinne des Tierkreiszeichens Waage, durch das die Sonne im Oktober wandert. In der Astrologie geht es bei diesem Zeichen um die Begegnung, um das Du, das ich brauche, um mich überhaupt als Ich wahrnehmen zu können. Der Vollmond steht immer im der Sonne gegenüberliegenden Zeichen. Und das ist im Oktober der Widder: der Archetypus des Kriegers, aber eben auch des Jägers. Das hat so gar nichts von der weichen, emotionalen Seite, die dem Mond gern zugesprochen wird. Doch auch wir Frauen sind nicht immer nur weich und gefühlsduselig. Das beweist die Mondgöttin Artemis, eine recht streitbare Amazone und außerdem Göttin der Jagd.

TIPPS zum Beobachten vom Mond im Oktober

Der Mond steht im Oktober so unübersehbar am Himmel, dass es eigentlich gar keinen Beobachtungs-Tipp mehr bräuchte. Nicht nur, weil der Vollmond nun jeden Monat höher und weiter über den Himmel wandert. Auch die Nächte werden nun länger – und klarer, weil sich in der kühlen Atmosphäre nicht mehr so viel Feuchtigkeit halten kann. Der Herbst ist eine gute Zeit, um die Milchstraße oder auch die Sternbilder am Himmel zu suchen! Das sollte man dann allerdings eher um Neumond herum planen (6. Oktober), wenn kein Mondlicht stört.

TIPP: Abendwanderung vor Vollmond

An den Tagen vor Vollmond (20. Oktober) geht der Mond schon vor Sonnenuntergang auf. Wer dann spätnachmittags auf einen Aussichtshügel wandert, kann zuerst den Mondaufgang im Osten beobachten und kurz darauf den Sonnenuntergang im Westen.

In der Steinzeit war das Wandern für die Menschen so alltäglich wie die Beobachtung der Natur und des Himmels: Sie waren Nomaden und jagten und sammelten auf dem Weg, was sie an Nahrung brauchten. Allein um ihren Durst an einer Quelle zu stillen, liefen die Menschen im Schnitt drei Kilometer. Diese Bewegung fehlt dem Körper heute. Eine herbstliche Wanderung in der Natur befriedigt die steinzeitlichen Bedürfnisse Ihres Körpers und Ihrer Seele – also rauf auf den nächsten Aussichtshügel!

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