Iris Krader Dry Gin: Zeit für den perfekten Gin

Mit Hilfe der strahlend polierten Kupferkessel und Messingsäulen ihrer Brennanlage kreiert Iris Krader in regelmäßigen Abständen ihren ‚Iris Dry Gin‘. wOnne hat sie besucht und zeigt dir, wie sie den Gin produziert.

Autorin: Patricia Wohlgemuth

Iris Krader ist ein einzigartiger Charakter: Sie lebt im kleinen Örtchen Gallenweiler im Markgräflerland, geht gerne auf die Jagd und heizt ihr Haus bis heute nur mit Kaminfeuer. In ihrer Freizeit raucht sie gerne die ein oder andere Zigarre. Aber das ist lange noch nicht alles.

Mit Hilfe der strahlend polierten Kupferkessel und Messingsäulen ihrer Brennanlage kreiert sie in regelmäßigen Abständen ihren ‚Iris Dry Gin‘. Durchs Küchenfenster blickt Iris auf ihre Wirkungsstätte: wie ein kleines Schlösschen in der Morgensonne glänzt da eine Brenn- und Destillieranlage, ein ästhetisch ausgewogenes Ensemble: „So kaufen nur Frauen ein!“ verlautbart die Besitzerin strahlend.

Flasche Iris Dry Gin mit roten Woll-Bommel vor Holzstapel
Für die roten Bommel gibt es sogar schon Sammler. © Markus Kirchgessner

Beim Betreten der ehemaligen Waschküche, die heute als Brennstube dient, erfüllen Aromen von Wacholder, Zitrusfrüchten und Rosmarin die neugierige Nase. Das Knacken und Knistern des bereits brennenden Holzes verleiht dem beginnenden Brennvorgang die Anmutung einer Zeremonie. 

Iris, die Zeremonienmeisterin übergibt dem Kessel in kleinen Schöpfern genussvoll ein Mazerat, das seit zwei Tagen mit Aromen von Kardamom, Orangen und Zitronen, Rosen und Lavendelblüten ruhen und reifen durfte.

„Ich bin überzeugt, das Destillat ist nur dann besonders gut, wenn man ihm auch Zeit lässt“,

verdeutlicht die staatlich geprüfte Brennerin, während sie einen Holzscheit in den Ofen nachlegt. Buchenholz wohl gemerkt!

Gut Ding will Weile haben

Die Kraft der Zeit zu nutzen, bedeutet für Iris Krader maximal eine Charge am Tag zu brennen. Ein Brennvorgang beinhaltet dabei seit jeher zwei Durchläufe.  „Nur einmal brennen gab es hier noch nie.“ Auch bei Iris‘ Großvater nicht, der das Schnaps brennen auf dem Scholerhof einst begann. 

Die ersten Goldmedaillen für den Scholerhof heimste der Opa allerdings damals mit seiner prächtigen Stierzucht ein, Gold für den feinen Geist der Destillate gewann erst Iris.  Über die Jahre „vergeistigte“ die ambitionierte Brennerin saftige Kirschen, goldgelbe Mirabellen, samtige Aprikosen, vollreife Beeren, herzhafte Zwetschgen, gehaltvolle Golden Delicious, feine Quitten, ebenso wie die Berühmtheit unter den Birnen, Williams Christ, die nahezu alle rund um den Scholerhof reifen. Das Ergebnis sind Brände, die weich und raffiniert ausbalanciert auf der Zunge liegen. 

Kräuter sammeln Gin
Nur das beste für Iris‘ Gin! © Markus Kirchgessner

Oh, wie das duftet!

Während das pfeffrig fruchtige Gemisch sich allmählich erwärmt, schält Iris Zitronen und Orangen und drapiert die Zesten zusammen mit noch sonnenwarmem Rosmarin und Lavendelblüten wie ein buntes Mandala in den Aromakorb.

Dieser bereichert den aufsteigenden Dampf noch einmal zusätzlich mit leichter, frischer Würze: die Perkolation.  Jedes Detail zählt, um einen ausgewogenen, aber auch überraschenden Gin zu gestalten. Nicht der Zufall, sondern 1000-fache Brennerfahrung und Präzision sind maßgeblich, wenn Iris am Werk ist.

Rosmarin, Minze und Zitronenschalen
Mmmh, wie das duftet! © Markus Kirchgessner

Iris Krader steht die Begeisterung für ihr Produkt ins lachende Gesicht geschrieben: „Gin brennen ist eine saubere Sache…“ im Vergleich zu den Obstbränden, bei denen es schnell gehen muss. Jeder Brand ist beim Zollamt auf die Minute genau registriert, in einem Zeitfenster von etwa zwei Stunden muss demnach beim Brennen der Früchte stets Maische nachgegossen und sehr zügig gearbeitet werden.

Beim Gin hingegen spielt der Faktor Zeit eine wesentliche Rolle.  In den nächsten zwei bis drei Stunden lauscht Iris dem Holz im Brenner, sie darf hier vor allem „heizen und hören“, wie sie erklärt, damit sie im exakt richtigen Moment das Rührwerk für das Mazerat anschaltet. Dann wird weiter gehorcht. Auf das Rundlaufen des Rührers, auf die Flüssigkeit im Kessel. Die darf nicht blubbern und schon gar nicht überlaufen. Beim „Lauschen“ mit all ihren Sinnen sitzt Iris am alten, langen Holztisch und trainiert ihre Geschmacksknospen per Weißburgunder, der ebenfalls in den Fässern des Scholerhofes reifte.

Iris Krader Gin: ein lang gehegter Wunsch

Dabei berichtet Iris von den Jahren, als sie mit Ihrem Mann und den drei kleinen Kindern an jedem zweiten Wochenende von Niederbayern ins Markgräflerland reiste. Nicht nur zum Brennen von Obstbränden und Geisten, auch während der Weinlese, zum Begleiten des Weines, bis auch dieser im Fass ruhen durfte. Damals war noch keine Zeit für Gin. 

Zitronenschalen und Rosmarinschalen im Dampfkorb
Zitronenschalen, Rosmarin für Iris‘ Gin. © Markus Kirchgessner

Vor gut zehn Jahren zog die Familie schließlich nach Gallenweiler. Der Raum öffnete sich, neue Ideen konnten einziehen. Als die alte Brennanlage des Großvaters im wahrsten Sinne ihren Geist aufgab, realisierte Iris Krader mit der neuen Edeldestillat-Brennanlage einen schon lange gehegten Wunsch und schuf damit die Voraussetzung für ‚Iris Dry Gin‘.

Nach geraumer Zeit steigt der klebrige Dunst des ungenießbaren Vorlaufs in die Nase. So leicht und gelassen Iris‘ Auftreten auch ist, legt sie doch ihre hundertprozentige Aufmerksamkeit auf Temperaturanzeigen und Verdunstungsböden, auf Konsistenz und Geruch. Exakt bestimmt sie den Moment, da der kostbare Mittellauf beginnt auszulaufen. Nun ist auch die Zunge gefragt: „In der Brennerausbildung haben wir auch schon am frühen Morgen Schnaps probieren müssen!“ erklärt sie lachend.

Schon die kleine Iris hatte ein feines Näschen

Sie war noch ein Schulkind, als zum Sonntagsbesuch eine Tante aus der Schweiz gern ihre eigene Flasche Gin mitbrachte. Ihrem Großvater gegenüber nicht unbedingt höflich. Er rümpfte bei einem solchen Gebräu die Nase, Iris hingegen verzauberte diese unbekannte Aromenwelt.

Eine ganz eigene Neugierde auf die Dimension jenseits von Birnen und Äpfeln und der Gefallen am Getränk selbst, beflügelten Iris, als sie später selbst begann am Projekt Gin zu tüfteln. Ihre gestalterische Freiheit konnte Iris in der Komposition von über 20 verschiedenen Kräutern, rund um den unentbehrlichen Wacholder,  wunderbar ausleben. Zum Entzücken aller, die später davon kosten dürfen.

Zunächst zeigt sich der Gin leicht fruchtig und süßlich, aber kurz darauf folgt schon seine kräutrige Seite. Der Wacholder präsentiert sich eher zurückhaltend, dafür rückt der Koriander klarer in den Vordergrund. Pur genossen zeigt sich Iris‘ Gin mild mit dezent feiner Schärfe und würzigen Nuancen, die sich nach und nach entfalten.

Fast schmerzt es, als Iris daraus virtuos einen Gin Tonic mischt. Erst skeptisch greift man nach dem hübsch in kristallenen Gläsern mit Melisse verzierten Longdrink. Nachdem aber die Wacholdernote des Gin zusammen mit dem Tonic an Bedeutung gewinnt, freundet man sich mit der Melange an.

Iris Krader Gin
Iris Krader auf ihrem Hof in Gallenweiler. © Markus Kirchgessner

Im Lauf der Jahre hat Iris‘ Gin die Sternegastronomie, auch über die Grenzen Deutschlands hinaus, erobert. Sogar im Vereinigten Königreich, der Heimat des Gins, hat Iris Krader inzwischen Freunde und Kunden für ihr Produkt gefunden.

„Very british“ braucht’s Iris nun aber gewiß nicht. Sie schwört beim Verdünnen auf Wasser aus Schwarzwaldquellen, und die Flaschen ziert ein vor Gesundheit strotzendes rotbäckiges Schwarzwaldmädel mit Bollenhut. Am Flaschenhals baumelt eine rote Bommel. „Für die gibt es schon Sammler“, schmunzelt Iris. 

Am Scholerhof gehen die Ideen nicht aus. Zur Zeit bauen Iris und Ihr Mann an einem neuen Projekt. Für Liebhaber des Markgräflerlandes wird es demnächst zwei Ferienwohnungen geben, mit schönen Sandsteinmauern, alten Türen und der Möglichkeit, nach einem Tag bei Iris in der Brennstube, begeistert von Gin und Geschichten, nun nur noch über den Hof zu müssen, um selig in die Kissen zu sinken.

Mehr über Iris Krader Dry Gin findest du hier:

  1. Webseite: iriskraderdrygin.com
  2. Instagram: @iriskraderdrygin