Der Mond im Februar: Der Hungermond

Schneemond, Hungermond, aber auch der verrückte Hornung: Die Namen für den Mondzyklus im Februar sind so vielfältig wie die Jahreszeit. Neben Fasching feiern und Winter austreiben eignet sich der Februar vor allem für eines: Reinigung! Wer jetzt fastet, bereitet seinen Stoffwechsel perfekt auf den Frühling vor.

Eine Gruppe uralter Birken steht am Wegrand zu unserem Hof. Auf freiem Feld, gleich hinter einer Kapelle. Ursprünglich waren es vier – in jeder Himmelsrichtung eine. Vom Ost-Baum ist nur noch der hohle Baumstumpf übrig geblieben. Ist ihre Anzahl und Anordnung Zufall? Warum stehen sie ausgerechnet hier? Ein paar Meter weiter westlich beginnt der Graben, den der Bach im Wald unterhalb unseres Hofes über Jahrhunderte hinweg in den lehmigen Boden gespült hat. Er entspringt im Wald, vielleicht 250 Meter von den Birken entfernt. Irgendwann erzählte mir mein Mann beiläufig, dass die Quelle früher ganz nah bei den Birken gewesen sei, bis der Nachbars-Bauer sie in den Wald verlegt hat. Eine Birkenquelle, eine Brigidsquelle!

Der Vollmond im Februar: Reinigung im Innen und Außen

Der keltischen Frühlingsgöttin Brigid zu Ehren feierten die Kelten im Februar Imbolg oder Imbolc. Der Name dieses Festes stammt aus dem Altirischen und bedeutet soviel wie „Rundum-Waschung“. Die Birken waren wichtiger Bestandteil der Imbolg-Zeremonien. Denn sie sind mit die ersten Bäume in der Natur, in denen die Säfte nach dem Winter wieder zu fließen beginnen. Angeblich kann man ihr Schlürfen und Saugen sogar hören, wenn man ein Stethoskop an den Stamm legt. Bei mir hat es nie geklappt. Aber selbst gezapften Birkensaft habe ich schon mal getrunken (erfrischend und ganz leicht süßlich), und ich liebe die traditionellen Sauna-Aufgüsse mit „Wenik“, dem Birkenreisig.

Bei den Römern hatte diese Zeit eine ähnliche Bedeutung: Februa ist die lateinische Bezeichnung für Reinigungsopfer. Und auch bei den Christen dreht sich Maria Lichtmess um ein ähnliches Thema: 40 Tage nach der Geburt des Gottes-Sohnes geht die Weihnachtszeit nun definitiv zuende, und die junge Gottesmutter gilt nun wieder als „rein“. Es geht also nicht nur um das zurückgekehrte Sonnenlicht, das abends inzwischen schon wieder eine Stunde länger bleibt …

Mond im Februar
Eine Gruppe uralter Birken steht am Wegrand zu unserem Hof. Auf freiem Feld, gleich hinter einer Kapelle. © Dagmar Steigenberger

Februar: vom Hungermond zum Fastenmonat

Imbolg ist ein Mondfest. Vermutlich wurde es rund um den zweiten Vollmond nach der Wintersonnwende gefeiert. Dann wussten die Menschen: Der Frühling ist nicht mehr fern! Und mit ihm die frische Nahrung, die dann wieder in Hülle und Fülle wachsen würde. Deshalb konnten sie zu diesem Fest getrost alle Vorräte verspeisen, die ohnehin allmählich zu verderben drohten. Gejagt wurde jetzt nur noch in Notfällen. Und selbst dann durften nur männliche Tiere geschossen werden, die kein Rudel anzuführen hatten. Die Rehe und Hirschkühe standen unter dem Schutz der Brigid, denn sie trugen das neue Leben in sich. Auch heute noch gilt für Jäger ab Februar die Schonzeit.

Was nach dem Imbolg-Fest kam, war die Fastenzeit. Nicht frei gewählt, wie wir das heute hin und wieder zu tun pflegen, sondern zwangsläufig vom Lauf der Natur diktiert. Und wie immer bei den natürlichen Rhythmen, passt auch hier alles perfekt zusammen: In Zeiten des Nahrungsmangels greift das Recycling-Programm des Körpers, die so genannte Autophagie, besonders gut. Dabei werden fehlerhafte Proteine oder andere beschädigte Zellstrukturen abgebaut und der Stoffwechsel kann sich nach der schweren, eiweiß- und kohlehydratreichen Winterkost mühelos auf die leichtere, frische Frühlings- und Sommernahrung umstellen. Was sich über den Winter an Abfall im Körper angesammelt hat, wird nun wieder ausgespült. Mit Wasser, unserem Lebenselixier! Es ist die einzige Nahrungsquelle, die jetzt im Februar reichlich vorhanden ist.

Mond im Februar
Der Mond schaut durch die Birken hervor. © Dagmar Steigenberger

Weil die steinzeitlichen Rhythmen sich über Jahrtausende hinweg in unsere Gene eingeschrieben haben, ist auch heute noch – trotz allzeit verfügbarer, frischer Nahrung – der Februar und der März die beste Zeit zum Fasten. Viel trinken ist angesagt: natürlich nicht in der kalorien- und alkoholreichen Version, die die Mönche für sich erfunden haben!

Hornung: der närrische Mond im Februar

Wenn in Franken und anderen Regionen Mitteleuropas Fastnacht gefeiert wird, hat das nicht zwangsläufig etwas mit dem Fasten zu tun. Eine andere Wortwurzel für Fastnacht, Fasnacht und Fasching ist das mittelhochdeutsche „vaselen“, das soviel wie „fruchten, gedeihen“ bedeutet. Der Ethnobotaniker Wolf Dieter Storl spricht von ausschweifenden Fruchtbarkeitsorgien, mit denen der Winter vertrieben und die Natur geweckt werden sollte: närrische Feste mit viel Spaß und unsinnigem Treiben! „Hornung“, ein weiterer alter Name für den Februar-Mond, zeugt ebenfalls von diesem lustigen Chaos: Denn „hornunc“ fällt ein wenig aus der Reihe; er ist laut Übersetzung – hoppla! – ein zu kurz Geratener.

Die aufsteigende Sonne, ihr grelles Frühlingslicht macht auch mit uns Menschen etwas: Es regt die Hormone an, und die wiederum bescheren uns nun die ersten rauschhaften Frühlingsgefühle.

Das kurzwellige blaue Licht – das für uns eher weiß aussieht – wirkt energetisierend und vertreibt die Müdigkeit. Es hemmt die Produktion des Schlaf-Hormons Melatonin. Abends am Computer stelle ich das immer wieder zähneknirschend fest, wenn ich zuvor meine Tochter ins Bett gebracht und schon fast geschlafen habe.

Wenn das kurzwellige blaue Licht direkt aus der Natur kommt, darf man allerdings ruhig viel davon tanken, denn dann ist es gesund. Es hilft uns, den Winterschlaf abzuschütteln, die Vitamin D-Produktion anzukurbeln und den Körper mit den natürlichen Rhythmen in Einklang zu bringen.

Wie der Mond beim Fasten hilft

Wer sich an den keltischen Regeln orientieren will, beginnt das Fasten nach dem Februar-Vollmond. Wenn der spät im Monat stattfindet, passt auch das Mondzeichen perfekt: Denn in der Zeit, wenn die Sonne durchs Zeichen Fische wandert, steht der Vollmond zwangsläufig im gegenüberliegenden Zeichen Jungfrau. Und dieses Zeichen steht für … genau: Reinigung! In diesem Jahr wäre das erst am 18. März. Danach produziert die Natur bald schon wieder die gesunden Frühlingskräuter mit ihrem hohen Bitterstoff-Anteil, die Schlacken lösen und den Stoffwechsel ankurbeln. Löwenzahn, Giersch, Brennnessel (um nur die bekanntesten und häufigsten Wildkräuter zum Entschlacken zu nennen) passen gut in einen reduzierten, gesunden Ernährungsplan und eignen sich perfekt für einen Smoothie oder auch als Spinat oder Salat.

Wenn es nach dem Christentum geht, beginnt die Fastenzeit mit dem Aschermittwoch, und der liegt übrigens fast immer im ersten, zunehmenden Viertel des Mondphasen-Zyklus. Für viele Mondkalender-Nutzer passt das überhaupt nicht zusammen, denn sie schwören auf das Fasten bei abnehmendem Mond. Warum? Eine mögliche Erklärung ist das Wasser: Wenn unsere Körper ähnlich wie die Samen einiger Pflanzen und auch die Bäume ticken, lagern wir zum Vollmond hin tatsächlich mehr Wasser ein, welches bis zum Neumond wieder vermehrt abgegeben wird. Das könnte daran schuld sein, dass wir zum Vollmond hin scheinbar an Gewicht zulegen, während wir zum Neumond hin Gewicht verlieren. Der Blick auf die Waage motiviert natürlich! Aber ob das Fasten dann tatsächlich leichter fällt? Das überlasse ich lieber der Wahrnehmung jedes einzelnen.

Was die Länge des Fastens betrifft: Nicht übertreiben! Man muss nicht die 40 Tage von Aschermittwoch bis Ostern durchhalten. Ein Mondzyklus reicht. Denn so lange dauert es für gewöhnlich, um alte Gewohnheiten loszulassen und neue zu etablieren.

Lichtmess als Wetter-Lostag

Ein Blick in den Bauernkalender kann jetzt alle aufheitern, die vom Winter schon genug haben. Denn da heißt es: „Scheint an Lichtmess die Sonne klar, gibt‘s noch späten Frost und kein fruchtbar‘ Jahr. Doch wenn‘s an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“ Für solche Prognosen nimmt man den Schneesturm vor der Haustür doch gerne in Kauf, oder? (Lichtmess ist am 2. Februar.)

Mond im Februar: Tipps zum Beobachten von Mond und Sternenhimmel

Das Tierkreislicht

Ende Februar lässt sich am klaren Abendhimmel ein seltenes Natur-Schauspiel beobachten: Ein zarter Lichtkegel erhellt das Firmament dort, wo die Sonne eigentlich längst untergegangen ist. Das Zodiakal- oder Tierkreislicht besteht aus dem leuchtenden Staub unseres Sonnensystems, der das Licht der untergegangenen Sonne reflektiert und der die Sonne auf der Ekliptik-Bahn umkreist, wie auch alle Planeten es tun. Deshalb ist dieser Lichtkegel nur entlang der Ekliptik zu sehen.

Weil die Ekliptik durch die Sternbilder des Tierkreises am Himmel (engl. Zodiac) gekennzeichnet ist, wird das Phänomen „Tierkreislicht“ oder „Zodiakallicht“ genannt. Besonders gut ist es Ende Februar/Anfang März abends bis etwa zwei Stunden nach Sonnenuntergang (und um den 15. Oktober herum morgens zwei Stunden vor Sonnenaufgang) zu sehen, denn dann verläuft die Ekliptik fast senkrecht zum Horizont. In diesem Jahr sind die Bedingungen ideal, denn der abnehmende Mond geht erst spät am Abend bzw. frühmorgens auf, sodass sein Licht nicht stören kann.

Die mauretanische Mondsichel

Kurz nach Neumond am 2. März gibt es das nächste Phänomen am abendlichen Himmel zu sehen: die hauchzarte Mondsichel, die direkt nach Sonnenuntergang wie eine Schüssel auf dem Horizont zu liegen scheint. Auch diese Besonderheit kann man in unseren Breiten nur im Vorfrühling und im Frühherbst bestaunen, weil die Himmelsbahn von Sonne und Mond dann abends (bzw. im Herbst morgens) sehr steil zum Horizont verläuft. „Mauretanischer Mond“ heißt dieser liegende Mond, entsprechend der Sichel auf der Flagge Mauretaniens.

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