Putzen mit effektiven Mikroorganismen: So wirksam ist es wirklich

Mit Reinigungsmitteln nicht die Umwelt belasten? Das wünschen wir uns! Im Trend ist Putzen mit effektiven Mikroorganismen, doch wie gut sind diese wirklich?

Spätestens wenn sich im Spülbecken die Teller, Tassen und das Besteck stapeln, sich in der Ecke hinter dem Sofa die Wollmäuse tummeln und an der Duschtür im Badezimmer deutlich Kalkspuren zu erkennen sind, ist es höchste Zeit für den nächsten Hausputz. Für viele gehört Putzen nicht unbedingt zu den Lieblingsbeschäftigungen, auch wenn der Markt für Putzutensilien mittlerweile riesig ist und auf jedem möglichen Weg versucht, uns das Putzen schmackhaft zu machen.

Ein Trend im Putzreich sind zum Beispiel Putzmittel, die effektive Mikroorganismen (EM) enthalten. Hersteller versprechen dir ein natürliches Putzerlebnis, das weder den Menschen noch die Umwelt belastet. Doch wie gut funktioniert das Putzen mit effektiven Mikroorganismen wirklich?

Putzen mit effektiven Mikroorganismen: Das steckt drin

Putzmittel, denen EM beigemischt sind, stützen sich auf die Wirkung kleinster natürlicher Helfer, den aeroben und anaeroben Mikroorganismen. Das Konzept dafür geht auf den Japaner Teruo Higa zurück, der mit Mikroorganismen die Bodenqualität verbessern wollte. Die EM lassen sich dabei in aerobe und anaerobe Mikroorganismen unterteilen.

Aerobe Mikroorganismen produzieren Stickstoff, in dem sie Sauerstoff verbrauchen, sind also auf den Luftkontakt angewiesen. Anaerobe Mikroorganismen hingegen funktionieren genau andersherum: Sie wirken nur unter Ausschluss von Luft und produzieren Sauerstoff, indem sie Stickstoff verbrauchen.

EM lassen sich in drei große Bakterien- und Pilzgruppen aufteilen:

  • Hefepilze
  • Fotosynthesebakterien
  • Milchsäurebakterien

Putzen mit effektiven Mikroorganismen: So wirken die natürlichen Helfer

Hefepilze sind zum Beispiel dafür bekannt, Zucker und Kohlenhydrate umzuwandeln und dabei Säuren und Vitamine zu produzieren. Fotosynthesebakterien geben Energie ab, indem sie organische Verbindungen aufspalten. Zudem verringern sie mit der Zeit Giftstoffe. Milchsäurebakterien kennst du vielleicht schon aus der Küche: Sie sind bei Fermentierungsprozessen am Werk und wandeln Zucker und Stärke in Milchsäure und Essigsäure um. Daneben entstehen dabei Vitamine und Eiweiße.

dunkle Sprühflasche mit Putzmittel, daneben Reinigungshilfsmittel wie Kernseife, Bürste und kamenoko Bürste
Putzen mit natürlichen Produkten und dabei der Umwelt nicht schaden? Das wünschen sich viele, die mit effektiven Mikroorganismen arbeiten. © netrun78 – stock.adobe.com

Putzen mit effektiven Mikroorganismen: Der Verdrängungseffekt

Ursprünglich kamen EM zum Einsatz, um die Qualität des Bodens zu verbessern. Laut der Theorie Higas muss im Boden immer ein Gleichgewicht aus positiv (regenerativ) wie auch negativ (degenerativ) wirkenden Mikroorganismen herrschen, damit die Erde von guter Qualität ist und Pflanzen einen gesunden Lebensraum bietet.

Mit der Zeit testeten Menschen die EM aber auch in anderen Gebieten aus. So sollen EM auch bei der Abfallwirtschaft, in Gewässern oder beim Putzen helfen. Das Prinzip bleibt dabei überall das gleiche: Ausgewählte EM sollen andere Bakterien und Pilze verdrängen und für ein gesünderes Milieu sorgen. Beim Putzen soll das Mittel, dem EM beigefügt sind, beispielsweise krankheitserregende Keime oder Schimmel minimieren und damit unter anderem die Luftqualität verbessern. Im Gegensatz zu den meisten herkömmlichen Putzmitteln geschieht das laut Herstellern mithilfe der EM auf natürlichem Weg und ohne den Zusatz von Chemikalien.

Putzen mit effektiven Mikroorganismen: Der wissenschaftliche Blick

Größere Aufmerksamkeit bekamen Putzmittel mit EM beispielsweise 2021, wie der Deutschlandfunk berichtete. Nachdem viele Menschen bei der verheerenden Flutkatastrophe alles verloren hatten und ihre verschlammten und moderigen Häuser und Wohnungen Schritt für Schritt säubern mussten, konnten sie sich dafür in einigen Gemeinden kostenlos eine Lösung mit EM abholen.

Die in der Lösung enthaltenen EM sollten unter anderem den modrigen Geruch in den Häusern bekämpfen und den Schimmel in Schach halten. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen sahen das jedoch kritisch, denn zum einen konnten sie die Wirkung dieser EM nicht konkret nachweisen. Zum anderen befürchteten sie, dass sich die Menschen nach der Behandlung ihrer Räume mit den EM in Sicherheit wiegen würden und keine anderen Maßnahmen gegen Schimmel ergreifen würden.

Ähnlich sieht es auch bei der wissenschaftlichen Bewertung von Putzmitteln mit EM aus. Die Forschenden sprechen den EM nicht grundsätzlich jede Wirkung ab, die Studienlage ist jedoch einerseits noch recht dünn, andererseits konnten die bereits gemachten Studien keinen direkten Effekt der EM beim Putzen nachweisen. Mit wenigen Hausmitteln kannst du dir aber bereits natürliche Putzmittel selber machen:

Weitere Tipps zum Putzen gesucht? Dann schau doch mal im BLW vorbei. Dort verraten wir dir, warum es z. B. besser ist, Zitronensäure zu nutzen statt Essig.

Putzen mit effektiven Mikroorganismen: Die Wirkung auf Pflanzen

Was Forschende jedoch nachweisen konnten, ist die düngende Wirkung von EM. Wenn du also deine Pflanzen auf dem Balkon regelmäßig mit EM versorgst, verbesserst du nicht nur die Bodenqualität in deinen Blumentöpfen, sondern stärkst auch noch die Pflanzen und hilfst ihnen dabei, schönere Blüten oder leckere Früchte wachsen zu lassen. Wem der regelmäßige Kauf von EM jedoch zu teuer ist, kann auch auf organischen Dünger zurückgreifen oder beispielsweise alten Kaffeesatz sammeln und seinem Urban Gardening-Projekt damit etwas Gutes tun. Auch den Bio-Müll in der Wurmkiste, eine Art Mini-Kompost in der Wohnung, zersetzen zu lassen, ergibt nährstoffreichen Humus für die Pflanzen. Oder wie wäre es mit einer Brennnesseljauche? Oder doch lieber Eierschalen? Du siehst: Es gibt viele Optionen, deine Pflanzen zu stärken. Für welche entscheidest du dich?