Biodiversität : Eine wichtige Komponente für unsere Zukunft

Ein Fleckchen pure Natur und viel bunte Vielfalt auf kleinem Raum – wer Teile seines Gartens „verwildern“ lässt und gezielt nützliche Kräuter und Blumen pflanzt, schafft wichtige Rückzugsorte für Insekten und andere Lebewesen. Das ist nicht nur für die Umwelt gut, sondern für uns alle.

Biodiversität bedeutet Artenvielfalt. Laut Definition ist sie ein Bewertungsmaßstab für die Fülle unterschiedlichen Lebens in einem bestimmten Landschaftsraum oder geografisch begrenztem Gebiet. Forschende sind sich einig, dass eine intakte Artenvielfalt das bedeutendste Gut der Erde darstellt. Sie funktioniert nur, wenn Tiere, Pflanzen und Organismen in ihrem Lebensraum bestehen können und dabei nicht gestört werden.

Biodiversität: Wo sie stattfindet

Wer bei Artenvielfalt direkt an wild bewachsene Wiesen und Bienen denkt, liegt nicht falsch. Dennoch verbirgt sich dahinter mehr als ein paar bunte Blumen. Man findet sie in Mooren, in Bächen, in der Erde und auch dem Meer. So benötigen Wale, Haie und Delfine Salzwasser mit genug Fischen darin, die als Nahrung dienen. Diese wiederum ernähren sich von kleineren Fischen, Plankton, Algen und kleinen Organismen. Verschmutzen wir dieses Meer zum Beispiel durch Öl oder Plastik, zerstören wir den wichtigen Lebensraum dieser Tiere.

Finden sie keine Nahrung mehr, sterben sie langfristig aus. So verhält es sich auch mit Amphibien, die intakte Laichgewässer zum Überleben benötigen. Je nachdem wo wir leben, können und sollten wir versuchen, diese Artenvielfalt zu erhalten.

Biodiversität: Biene am blühenden Baum
Bienen und Konsorten erfreuen sich an den frühblühenden Obstbäumen. © Eva Goldschald

Biodiversität: Das Gegenteil von Monokultur

Landwirtschaftsbetriebe, die nur Monokultur anbauen, schaffen ein Ungleichgewicht. Wird zum Beispiel nur eine Sorte Getreide angebaut, muss alles andere, was am Acker wachsen würde „aussortiert“ werden. Das geschieht mit Pestiziden und dem Pflug. In manchen Teilen der Erde werden ganze Flächen gerodet, nur um zum Beispiel Soja oder Palmen anzubauen.

Je weniger Vielfalt dann im Boden herrscht, desto weniger Nährstoffe liefert er. Folglich müssen diese Flächen regelmäßig gedüngt werden. Ein ziemlich blöder Kreislauf, den man durch Vielfalt eigentlich beheben könnte. Würde nicht nur der schnelle Profit zählen. Denn alles aufforsten und wild wachsen zu lassen, würde viel zu lange dauern und viel zu viel Platz wegnehmen, an dem eigentlich geerntet werden würde.

Das Gleiche gilt übrigens nicht nur für Ackerbauern, sondern auch für Aquakultur bei Fischen oder ganz banal gesagt, für private Gärten. Kurz gemähter grüner Rasen mag manchem gefallen, ist aber für die Natur zumindest an der Oberfläche ein recht nutzloser Raum. So verhält es sich übrigens auch mit Steingärten oder Pflanzen, die zwar schön aussehen, Tieren aber nichts nützen. Dazu später mehr.

Biodiversität: Düstere Aussichten

Wer Teile seines Gartens nicht mäht, ja in manchen Augen gar „verwildern“ lässt, gilt schnell als faul. Tatsächlich ist es aber genau das, was unsere Natur so dringend braucht. Nämlich einem Platz, um zu überleben. In Großbritannien, dem Ort des „Englischen Rasens“, macht der „No Mow May“ immer mehr die Runde. Das Ziel: Im Mai einfach mal nicht den Rasen mähen. (Auf Instagram findest du auch unser Reel dazu)

2017 war ein Buch der norwegischen Schriftstellerin Maja Lund das am meisten verkaufte des Jahres. In „Die Geschichte der Bienen“* erzählt die Autorin drei Geschichten, die in irgendeiner Weise von der Entwicklung der Honigbienen handeln. In einer davon erzählt Maja Lund von einer jungen Chinesin, die als Bestäuberin arbeitet. Die Geschichte spielt 2098. Einem Jahr, in dem die Menschen Bäume, Pflanzen und Kräuter selbst bestäuben müssen. Denn es gibt keine Bienen mehr. Ein Szenario, das wir noch nicht erleben, dennoch macht es mir Angst. So weit entfernt sind wir davon nämlich gar nicht. In China gibt es sogar schon „menschliche Bienen“, die selbst zum Bestäuben losziehen müssen.

*In diesem Beitrag nutzen wir Affiliate-Links, diese sind mit einem * gekennzeichnet. Dir entstehen bei einem Kauf keine Mehrkosten, unter Umständen erhalten wir eine Provision. Das heißt: Klickst du auf einen Affiliate-Link und kaufst ein Produkt, erhalten wir im Falle eines abgeschlossenen Kaufs eine Vergütung durch den Anbieter.

Biodiversität: Zu wenig Platz für ein intaktes System

Seit 1970 sinkt der Bestand an Vögeln, Fischen, Amphibien, Reptilien und Säugetieren. In den letzten Jahren um rund 50 Prozent. Vielleicht merkst du das, wenn du Auto fährst. Früher klebten an der Frontscheibe innerhalb weniger Minuten unzählige Insekten, heute muss man lange fahren, ehe man die Scheiben putzen muss. Das hängt nicht nur damit zusammen, dass zu oft der Rasen gemäht wird. Sondern an vielen anderen Dingen, wie zum Beispiel:

  • Raubbau in Wäldern
  • Unsachgemäße Nutzung des Bodens
  • Abholzung von Wäldern
  • Monokultur und zu viel Agrarwirtschaft
  • Klimatische Veränderungen
  • Verschmutzung von Gewässern durch Autoabgase, Fäkalien oder Kunstdünger
  • Die Einführung von Neophyten, also „fremden Pflanzen“ in einer Landschaft. Diese verbreiten sich oft schneller und verdrängen heimische Arten
  • Zu viel Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre

Klingt nach ziemlich viel, oder? Die Liste könnte man locker noch verlängern. Lassen wir alles so weiterlaufen wie bisher, bringen wir das Gleichgewicht noch mehr durcheinander, bis wichtige Arten einfach aussterben. Laut Forschenden leben zwischen 10 und 100 Millionen unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten auf der Erde. Alleine in einem Kubikmeter Boden leben mehrere Billionen Bodenorganismen.

Biodiversität Wildblumenwiese
Eine Wildblumenwiese leistet einen großen Beitrag zur Biodiversität. Auch in Städten! © Eva Goldschald

Biodiversität: Klein aber oho

Artenvielfalt beginnt mit den ganz kleinen Dingen. Bei den Ameisen, die den Boden durchlüften, Abfälle verwerten und Samen verbreiten. So erhalten sie zum Beispiel die Wälder. Zudem sind Ameisen Nahrung für andere Bewohner wie Spinnen oder Reptilien.

Man glaubt es kaum, aber auch Fliegen sind nützlich. Sie legen ihre Eier in die kleinsten Spalten und erschließen so ganz unterschiedliche Nischen. Und sie riechen laut Fliegenforscherin Erica McAlister vergammelnde Kadaver aus bis zu zehn Kilometer Entfernung. Ihre Larven liegen nicht nur herum und werden gefüttert, sondern sie töten Blattläuse, klären Abwässer und bringen Schädlinge um.

Schwebfliegen, Hummeln und natürlich Bienen sind wichtige Bestäuber. Letztere gelten als Symbol der Artenvielfalt. Zusammen mit Wespen, Schmetterlingen und weiteren Insekten sichern sie unsere Lebensmittel. Laut einem Artikel von Umweltmission sichern sie damit Ware im Wert von 265 Milliarden Euro. Eine ziemliche Leistung, oder?

Biodiversität: Lebensraum im eigenen Garten schaffen

Viele fürchten sich vor Bienen, weil sie Angst haben gestochen zu werden. Das hält sie vielleicht davon ab, bienenfreundliche Blumen am Balkon oder im Garten zu pflanzen. Dabei stechen Bienen nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Also wenn wir aggressiv nach ihnen schlagen oder auf sie treten. Wer nur gemütlich am Balkon sitzt, wird nicht einfach so von einer Biene attackiert. Gerade Wildbienen sind äußerst sanftmütig. Sie leben allein und müssen nicht ihren Honig beschützen: ein Stich ist also ziemlich selten. Und wenn es doch mal passiert: Oft ist der Stachel von vielen Wildbienen-Arten nicht kräftig genug, um unsere Haut zu durchdringen. Es bleibt also bei einer Art Kratzer.

Schon gewusst? Auch Hummeln gehören zu den Wildbienen!

Übrigens: Mein Balkon ist umwachsen von wildem Wein. Darin tummeln sich im Sommer tausende Bienen, es summt nur so vor sich hin. Bisher hat mich noch keine gestochen oder ist beim Frühstück über mein Brot und Müsli hergefallen.

Tatsächlich finde ich, je mehr Blumen man ihnen bietet, desto weniger interessieren sie sich für einen. Extra angelegte Blühstreifen liefen den Insekten auch extra Nahrung: Wichtig ist, alles wachsen zu lassen, und keine Blumensträuße zu pflücken. Mehr dazu erfährst du hier:

Auch fertige regionale Wildblumenmischungen ( vielleicht auch in selbstgemachten Samenkugeln?) sind eine tolle Option. Einfach im Frühling aussäen und wachsen lassen. Normalerweise kommen sie dann jedes Jahr von selbst wieder. Wer keinen Garten hat, kann die Samen auch einfach in einen Topf auf den Balkon pflanzen – oder bei einem der verschiedenen Urban Gardening-Aktionen in Städten mitwirken.

Biodiversität: Nützliche Pflanzen

Wer seine Blumen so auswählen will, dass sie den Insekten Nahrung bieten, sollte auf speziell gezüchtete Hybridpflanzen verzichten. So schön z. B. die gefüllten Rosen auch aussehen, sie produzieren keine Pollen oder Nektar. Besser ist ein Mix aus heimischen Wildblumen, Kräutern und Gemüsepflanzen. Der liefert das ganze Jahr über Nahrung. Nützliche Pflanzen sind zum Beispiel

  • Lavendel
  • Sonnenhut
  • Wilder Wein (bietet zudem Schutz vor Regen)
  • Kräuter, wie Basilikum und Thymian (duften gut und halten zudem Schädlinge ab)
  • Schnittlauch mit Blüten (diese kann man übrigens auch essen)
  • Verbene
  • (Acker-) Glockenblume
  • Kapuzinerkresse
  • Heidelbeeren
  • Schlehe

Wenn du unsicher bist, ob du heimische Pflanzen hast, schau doch mal bei naturadb.de vorbei. Dort findest du Steckbriefe zu vielen Pflanzen und kannst nach heimischen und insektenfreundlichen Pflanzen filtern.

Biodiversität: Auf diese Pflanzen solltest du lieber verzichten

Keine Angst, du kannst natürlich das pflanzen, was dir gut gefällt. Pflanzen, die uns Menschen besonders gut gefallen, liefern oft nur wenig Nahrung für Wildbienen und Bestäuber.

  • Flieder
  • Forsythien
  • Geranien
  • Magnolien
  • Hortensien
  • Stiefmütterchen
  • Lebensbäume
  • Pfingstrosen
  • Tulpen
  • (gefüllte) Rosen

Du siehst, es ist gar nicht schwer, etwas für unsere heimische Artenvielfalt zu tun. Auch wenn man möchte, die ganze Welt kann ein einzelner nicht retten. Aber wir können alle ein kleines bisschen dazu beitragen. Und wenn es nur die Blumenwiese ist. Die obendrein echt schön aussieht.