Vögel füttern: Natur ganz nah erleben

Ganz im Sinne “holt die Natur in die Stadt” hat sich der ein oder andere sicher schon mal überlegt, auf seinem Balkon oder in seinem kleinen Stadtgarten Vögel zu füttern. Zwar kann man dadurch leider nicht viel zur Arterhaltung beitragen, aber Vögel aus nächster Nähe beobachten zu können, hat schon etwas von einem kleinen Achtsamkeitsmoment. Damit ihr den gefiederten Tierchen dabei auch wirklich etwas Gutes tut, haben wir ein paar Infos für euch, was ihr bei der Vogelfütterung beachten solltet.

Vögel füttern auf dem Balkon: Darf man das überhaupt?

Grundsätzlich dürft ihr Vögel auf dem Balkon füttern. Aber gerade bei Mietwohnungen müsst ihr darauf achten, dass die Verschmutzung durch die Tiere nicht zu groß wird. Eine Einschränkung gibt es zudem: Das Füttern von Tauben ist in den meisten Gemeinden verboten. Um die Tauben von eurem Balkon fernzuhalten, solltet ihr Futterstationen mit engen Zugängen oder Futtersilos aufhängen. Dort haben die größeren Vögel keinen Platz. Solltet ihr ein klassisches Futterhäuschen auf eurem Balkon haben, fasst es am besten mit einem groben Maschendraht ein, durch den nur die kleinen Singvögel passen.

Wann soll man Vögel füttern?

Ob und wann wir Vögel füttern sollten – darüber sind sich selbst Vogelkundige nicht einig. Von „gar nicht“ bis hin zu “das ganze Jahr” ist alles dabei. Konsens herrscht jedoch in einem Punkt: Vor allem eine falsche Vogelfütterung ist schädlich für die Tiere. Also doch lieber die Finger davonlassen? Wir meinen: Traut euch! Wenn ihr ein paar wichtige Dinge beachtet, kann eigentlich nichts schief gehen. 

„Grundsätzlich ist die Fütterung der Vögel etwas Positives. Denn dadurch kommen Menschen in Kontakt mit der Natur. In unserer ‚durchvirtualisierten‘ Gesellschaft kann das nicht als wichtig genug eingeschätzt werden.“

Rüdiger Wohlers, NABU

Vögel richtig füttern: Wer mag welches Futter?

Jetzt geht es endlich ans Füttern. Entgegen allem, was man draußen vielleicht beobachtet – Brot eignet sich nicht als Vogelfutter. Es quillt im Magen der Vögel auf und verstopft ihn. Auch von salzigen oder würzigen Speisen solltet ihr Abstand nehmen. In Bezug auf die Ernährungsweise der Vögel werden grundsätzlich zwei Typen unterschieden: Körnerfresser und Weichfutterfresser:

  1. Körnerfresser sind Vögel mit einem kräftigen Schnabel, die damit mühelos Sonnenblumenkerne, Hanf und andere Sämereien knacken können. In diese Kategorie fallen beispielsweise alle Finkenarten sowie Sperlinge oder Ammern.
  2. Weichfutterfresser, wie z. B. Rotkehlchen, Amseln und Zaunkönige bevorzugen tierische Nahrung wie Insekten sowie sehr feine Sämereien. Auch Obst und Rosinen könnt ihr ihnen anbieten. Unter den Weichfutterfressern gibt es auch flexible „Allesfresser”, die sich im Winter auf Körnerfutter umstellen. Dazu zählen u. a. Meisen und Spechte.

Je nachdem, zu welcher Jahreszeit ihr füttert, gibt es zudem weitere Dinge zu beachten.

Vögel füttern im Sommer: auf Jungvögel achten

In den Sommermonaten finden Vögel eigentlich genug Nahrung. Wer einen Garten hat, sollte deshalb viel mehr dafür sorgen, dass die Tiere geeignete Nistplätze finden und die Bepflanzung so ausgerichtet ist, dass natürliche Nahrungsquellen geboten werden. Auf dem Balkon ist das natürlich schwieriger umzusetzen. Aber durch ein paar Kräuter und Wildblumen fühlen sich auch hier die Vögel insgesamt wohler.

Ob Garten oder Balkon – gut besucht werden Futterstellen alle mal. Vor allem nach der Brutzeit könnt ihr viele Vögel anlocken und so Vogeleltern wie deren Nachwuchs bei der Nahrungssuche unterstützen.

Bei der Futterwahl ist jedoch Vorsicht geboten: Jungvögel laufen Gefahr, an zu großen Kernen, wie z. B. Sonnenblumenkernen, zu ersticken. Bietet am besten weiches Futter an, wie lebende oder frischtote Insekten. Wenn ihr auf Körnerfutter zurückgreifen wollt, eignen sich kleine und fettarme Samen von heimischen Wildkräutern. Im Laden findet ihr das passende Futter in der Regel unter der Bezeichnung “Waldvogelfutter”.

Nestlinge sitzen im Vogelnest und verlangen nach Futter.
Jungvögel vertragen nur weiche Kost, wie z. B. Insekten. © photoguns/stock.adobe.com

Wenn ihr Vögel im Sommer füttert, ist es außerdem besonders wichtig, die Futterstelle sauber zu halten, da sich bei wärmeren Temperaturen Krankheitserreger leichter verbreiten können und das Vogelfutter auch schneller verdirbt.

Vogelfütterung im Winter

Vögel im Winter zu füttern, ist für viele selbstverständlich. Da Fett der wichtigste Energielieferant für Vögel ist und ihnen hilft, gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen, sollet ihr fettreiches Futter anbieten. Wir empfehlen, das Vogelfutter selbst zu machen oder zumindest hochwertiges Biofutter zu kaufen. Billiges Futter setzt sich meist aus minderwertigen Füllstoffen und Restprodukten aus der Lebensmittelindustrie zusammen, durch die sich die Vögel erst einmal mühsam durchpicken müssen, bevor sie an die Zutaten kommen, die ihnen schmecken.

Der Naturschutzbund (NABU) hat eine tolle animierte Infografik veröffentlicht, in der ihr nachschauen könnt, welche Vogelart welches Futter im Winter besonders gerne frisst.

Futterhäuschen, Futtersilo oder Meisenknödel? So bietet ihr das Vogelfutter richtig an

Der NABU empfiehlt, eher Futtersilos bzw. Futterspender statt Futterhäuschen zu verwenden. Warum? Sind sie qualitativ hochwertig, ist der Hygienestandard bei Futtersilios deutlich besser. In vielen Futterhäuschen laufen die Vögel direkt im Futter umher und verdrecken es unter anderem mit Kot, der wiederum für die Verbreitung von Krankheitserregern verantwortlich ist.

Falls ihr trotzdem lieber ein klassisches Futterhäuschen aufstellen wollt, solltet ihr darauf achten, dass das Haus so konstruiert ist, dass das Futter vor Nässe geschützt wird. Wird es Regen oder Schnee ausgesetzt, kann es aufquellen und leicht schimmeln. Außerdem sollte der Futterbehälter so platziert sein, dass die Vögel eben nicht darin herumspazieren. Egal ob Silo oder Häuschen: Ihr solltet das Vogelfutter in jedem Fall an einem trockenen, geschützten Ort platzieren, der für die Vögel gut anzufliegen ist.

Eine Blaumeise sind am Rand eines Vogelfutterhäuschens.
Dieses Futterhäuschen ist so konstruiert, dass die Blaumeise fressen kann, ohne das Häuschen zu verdrecken. © moquai86 / stock.adobe.com

Meisenknödel solltet ihr nicht in Kunststoffnetzen aufhängen. Darin können sich die Vögel verheddern und schwer verletzen. Nutzt lieber ein Drahtgestell oder bietet sie in Form von Vogelfutterplätzchen an.

So können Vogelfutterplätzchen z. B. aussehen:

Ein abschließender Tipp, der sehr wichtig ist: Wenn ihr Vögel füttern wollt, dann macht es regelmäßig. Die Tiere merken sich nämlich, wo sie die Futterstelle gefunden haben und fliegen sie immer wieder an.