Gibt es etwas Besseres, als mit den eigenen Händen zu arbeiten? Erfüllung pur und große Entschleunigung, wenn man sein Werk am Ende des Tages in die Hand nehmen kann. Beides hat wOnne in der Großstadt gefunden bei Julia Hammond aus Berlin.
Autorin: Katharina Kümmerle
Julia Hammond, der Kopf hinter „Berliner Zauberkraut“ betreibt seit 2016 mit der „Daheim Manufaktur“ eine Gemeinschaftsküche in Berlin. Kurz nachdem sie die Küche gegründet hatte, bemerkte sie, dass konventionelle Reinigungsmittel ihr Asthma deutlich verschlimmerten. Also suchte sie nach einem Weg, auf synthetische Reinigungschemikalien zu verzichten, ohne dass die professionelle Hygiene beeinträchtigt wird.
Da es ihr wichtig war, die Küche so nachhaltig und zirkulär wie möglich zu führen, hat sie nach Wegen gesucht, den anfallenden Bio- und Verpackungsmüll wiederzuverwenden und dabei festgestellt, dass es gar nicht so schwer ist, Reinigungsmittel aus natürlichen Zutaten selbst herzustellen.
Das funktionierte so gut, dass Freunde sie baten, auch etwas für sie abzufüllen. So ist daraus 2020 ihr „Berliner Zauberkraut“ geboren. Ihre Produkte stellt Julia Hammond in ihrer Manufaktur mitten in Berlin Kreuzberg her. Hier hat sie zwei große Fässer mit Essigen in unterschiedlichen Stadien, verschiedene Infusionen mit Blüten und unzählige Gläser mit getrockneten Kräutern.
Berliner Zauberkraut: Reinemachen mit Fallobst
Die Kräuter sammelt sie selbst, dabei spielt auch das Hexenbrauchtum eine Rolle: „Mich fasziniert das alte Wissen rund um die ursprünglichen Verwendungsweisen von Kräutern und ihre Bedeutung. Ich war schon immer von alten Handwerkstraditionen fasziniert, da in ihnen so viel Wissen und Geschichte weitergegeben werden. Wir haben in der westlichen Welt davon immer weniger, da die Wertschätzung leider mehr und mehr verloren geht, Handwerk und Handarbeit benötigt Zeit und auch davon haben wir anscheinend immer weniger. Ich hoffe das lokale Handwerk erlebt eine neue Blütezeit, die mit einem veränderten Bewusstsein einhergeht.“
Julia Hammond beim Sortieren der Zutaten. © Barbara Cilliers Lindenblüten-Essig. © Barbara Cilliers
Die Hauptzutaten für Haushaltsreiniger, Flüssigseife, Spülpulver und Reinigungsessig bilden angefallene Küchenabfälle, Fruchtschalen und Fallobst aus dem Garten eines befreundeten Imkers. Den Essig fermentiert sie mit lokalen Kräutern: Brennnessel, Wacholderbeeren und Lindenblüten und verfeinert ihn mit essenziellen Ölen.
Altes Wissen neu entdeckt
Julia Hammond hat über zehn Jahre in London gelebt und einige Zeit in San Francisco verbracht, wo sie unter anderem von der Köchin Cortney Burns des Restaurants Bar Tartine verschiedene Techniken rund um das Fermentieren erlernt hat: „Im Fermentationsprozess entstehen effektive Mikroorganismen, die den körpereigenen sehr ähneln und daher in vielerlei Hinsicht heilend und nützlich sind. Am liebsten entwickle ich neue Kräutermischungen für meine Seifen oder Essige. Dabei sind Geduld und Ausprobieren die besten Lehrer.“
© Barbara Cilliers © Barbara Cilliers
Funktionalität und Nachhaltigkeit sind ihr dabei besonders wichtig: „Ich möchte, dass meine Produkte effektiv sind aber so wenige Spuren wie möglich hinterlassen. Meine Seifen ‚verwaschen‘, ohne den Abwässern zu schaden, der Essig hinterlässt nur effektive positive Bakterien, die die schlechten Krankmacher bekämpfen. Meine Verpackungen sind aus recyceltem Papier oder Holz und Glas und natürlich biete ich auch Refills an.“
Seit sieben Jahren lebt Julia Hammond nun in Berlin und liebt das Großstadtleben: „Weil es nie langweilig wird und keinen Stillstand gibt.“ Und trotzdem sucht sie die Natur nicht nur in ihrer Arbeit: „Mit meiner 5-jährigen Tochter fahre ich gerne mal raus an die umliegenden Seen oder an die Ostsee.“ Gut, dass Berlin beides hat.
Hier findest du das Berliner Zauberkraut online:
- Instagram: @das_zauberkraut
- Webseite: berlinerzauberkraut.com
