Brennnesseltee – draußen „Brandherd“, in der Tasse gesunder Mehrwert

Brennnesseltee – das wohl simpelste Rezept, dass die Brennnessel zu bieten hat, und trotzdem so gut.

Die Brennnessel und ich sind schon häufig innige Verbindungen eingegangen. Und diese hinterließen Spuren. Schmerzhafte Spuren. Aber wer ein Pferdemädchen sein will, der schreckt auch nicht vor Brennnesseln zurück. Und weil ich das lästige Unkraut nicht auf meiner Weide duldete, wurden kurzerhand die Ärmel hochgekrempelt. Und dann ganz schnell wieder runter. Nachteil „modischer“ Hosen: Jeans, die an den Knöcheln enden und Sneaker-Socken lassen den Brennhärchen der Brennnessel genügend Spielraum, um sich so richtig auszutoben. Memo an mich selbst: Gut aussehen ist nicht alles.

Lass dir von mir, die ich mich selbst als Brennnesselzüchterin bezeichne, gesagt sein, dass ordentliche Handschuhe und lange Socken bei der Brennnessel-Ernte zu bevorzugen sind, außer dir gefällt das zweidimensionale Potpourri blasser bis bräunlicher Frühlings- und Sommerhaut gesprenkelt mit zahlreichen roten Erhebungen. Verantwortlich sind neben Serotonin, Histamin, Acetylcholin und Natriumformiat vor allem die in den Brennhaaren vorhandene Ameisensäue. Dieser Cocktail schmerzhafter Brennflüssigkeit hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

Im Visier: Die Brennnessel als Brandstifter

Dass die Brennnessel bei Berührung so schmerzt, ist ein cleverer Schachzug der Natur, schließlich schützt sie sich damit vor Fressfeinden. Kann ich bestätigen, meine Ponys verschmähen sie auch, sonst käme ich ja auch nicht in die Bredouille, sie entfernen zu müssen. Aber warum wachsen Brennnesseln eigentlich so häufig auf Viehweiden? Weil sie neben Vogelmiere, Franzosenkraut, Giersch und weiteren eine Zeigerpflanze für einen hohen Stickstoffgehalt im Boden sind.

Naturgemäß befindet sich auf Viehweiden besonders dort viel Stickstoff, wo Pferdeäpfel und Kuhfladen landen – die sogenannten Geilstellen. Das Wachstum ist dort in der Regel besonders üppig, aber die Tiere fressen an diesen Stellen allerdings nicht gerne. Brennnesseln fühlen sich umringt vom tierischen Dung aber besonders wohl. Übrigens ziehe ich nicht ernsthaft los und jäte die Brennnesseln von der Weide. Das übernimmt glücklicherweise der Mulcher unterjährig und am Ende der Weidesaison für mich.

Dass ich die Brennnessel nicht als unsägliches Unkraut verteufeln sollte, sondern dass sie eine Bereicherung für die Hausapotheke ist, habe ich ebenfalls durch die Pferde gelernt. Vor Jahren hatte meine Stute nach einer Verletzung Probleme mit angelaufenen Beinen. Morgens, wenn sie aus dem Stall kam, wirkten ihre Beine so anmutig wie grazile Elefantenstelzen. Freie Bewegung war hier das A und O. Aber morgens sah ich jedes Mal aufs Neue das Dilemma, bis ich den Tipp bekam, Brennnesseln zu trocknen und sie zu füttern.

Beste Brennnessel: Vom Unkraut zum Wunderkraut

Und siehe da, es funktionierte: Die Beine meiner Stute liefen immer weniger an. Ich habe mir zu diesem Zeitpunkt nichts anderes als die stoffwechselanregende und entwässernde Wirkung der Brennnessel zunutze gemacht. Die enthaltenen Flavonoide wirken als Entzündungshemmer, weshalb Brennnesseltee gerade bei Blasenentzündungen gute Dienste leisten soll.

Frisch gekochter Brennnesseltee. Im Vordergrund Brennnesselpflanze
Frischer Brennnesseltee wirkt entschlackend, soffwechselanregend und entzündungshemmend. Mehr als ein bis zwei Tassen solltest du aber nicht trinken, © Franziska Wangelin

Dass die Brennnessel mehr als – Vorsicht: amtsdeutsch – Spontanvegetation ist, hat mittlerweile auch die Kosmetikindustrie gemerkt. Mittlerweile kannst du Haarwasser oder Shampoos mit Brennnesselextrakten oder Wurzelauszügen finden, die eine bessere Durchblutung der Kopfhaut fördern sollen.

Frischer Brennnesseltee: ernten – aufbrühen – trinken – gut fühlen

Brennnesseltee ist längst kein Nischen-Produkt mehr und lässt sich mittlerweile in den meisten Supermärkten mit einer größeren Tee-Auswahl finden. Wenn du ihn aber nur hin und wieder mal trinken möchtest beziehungsweise im Frühjahr, wenn die Triebe noch jung und besonders nährstoffhaltig sind, kannst du ihn ganz einfach frisch aufkochen. Brennnesseln sind reich an den Vitaminen A, C, E, K sowie Magnesium, Kalzium, Eisen, Kieselsäure, Silizium, Phosphor und Kalium.

Frischer Brennnesseltee: Nach 10 bis 12 Minuten ist er trinkfertig. © Franziska Wangelin
Frisch gekochter Brennnesseltee. Im Vordergrund Brennnesselpflanze

Frischer Brennnesseltee

Brennnesseltee kannst du schnell und einfach selber machen. Also ab nach draußen und ein paar Brennnesselblätter sammlen gehen.
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Vorbereitung 5 Min.
Zubereitung 10 Min.
Gesamtzeit 15 Min.
Gericht Getränke
Portionen 1 Portion

Equipment

Zutaten
  

  • 200 ml Wasser
  • 8 – 10 junge Blätter der Brennnessel
  • Saft einer ausgepressten Zitrone nach Belieben

Anleitung

  • Brennnesselblätter waschen und in eine Tasse geben.
  • Mit 200 ml heißem, nicht mehr kochendem Wasser übergießen.
  • Den Brennnesseltee 10-12 Minuten ziehen lassen
  • Die Blätter entfernen. Nun ist dein Tee trinkfertig.
  • Nach Belieben noch einen Schuss Zitronensaft hinzugeben.
Schlagworte Frühling, Getränke, Kräuter

Verwechslungsgefahr: die Taubnessel

Die Taubnessel – deutlich erkennbar an ihren markanten Blüten. Beim Anfassen verbrennst du dir nicht die Finger. © Franziska Wangelin

Ich würde behaupten, dass viele die weiße Taubnessel auf den ersten Blick auch für eine Brennnessel halten, obwohl die beiden Wildkräuter nicht einmal miteinander verwandt sind. Zwei Eigenheiten enttarnen die Taubnessel als harmlosen Doppelgänger:

  • Sie besitzt keine Brennhaare.
  • Sie blüht früher, ab Mai, und auffälliger als die unscheinbare Blüte der Brennnessel, die sich zumeist erst im Juli zeigt.

Die Taubnessel ist ebenfalls ein geschätztes Heilkraut.

Wenn du nach weiteren Brennnessel-Ideen suchst, schau dir doch auch mal unsere Rezepte für Brennnesselpulver und veganen Brennnesselspinat mit Hafer-Sahne an. Aus Brennnesseln kannst du übrigens auch Dünger für deine Pflanzen herstellen: Brennnesseljauche.