So liebt die wOnne-Redaktion Raclette

Was essen wir zu Silvester? Natürlich Raclette! Hier erfährst du mehr über den Ursprung der Speise und die Geheimtipps unserer Redaktion.

Vor etlichen Jahren war ich zu Gast in der Nähe von Marseille: Bei der Familie einer jungen Französin, die ich über einen Schüleraustausch kennengelernt hatte. An einem Abend gab es etwas zu feiern, wenn ich mich richtig erinnere, einen Geburtstag. Deswegen besuchten wir ihre Großeltern. Der lange Tisch war voll mit Leuten, es wurde laut geredet, aus der Anlage leierte französische Musik. Und es gab Raclette.

Im Chaos ging ich zwar unter – aber es gab ja gutes Essen. Selbstbewusst nahm ich eine Pellkartoffel aus der Schüssel vor mir und eine Scheibe Raclettekäse dazu. Die Kartoffel in Stückchen geteilt und mit dem Käse bedeckt, wollte ich mein Pfännchen in den elektrischen Tischgrill schieben. Da richtete sich auf einmal die Aufmerksamkeit der Tafel doch auf mich. Entgeistert betrachtete die ganze Runde Kartoffeln und Käse im Pfännchen. Dann lachten sich alle kringelig. So lernte ich, dass die Franzosen, oder zumindest diese Familie, auf dem Raclette-Ofen nur den Käse schmelzen und anschließend über die Kartoffeln gießen.

Echtes Schweizer Raclette: So geht’s traditionell

Auch diese Weise der Raclette-Zubereitung grenzt für viele Schweizer noch an Ketzerei. Ursprünglich kommen der besondere Käse und seine Zubereitung aus dem Kanton Wallis. Hier wurden, vielleicht schon seit vielen Jahrhunderten, die Hälften eines runden Käseleibes direkt am Lagerfeuer geschmolzen und so gleichzeitig geräuchert. Einmal geschmolzen schabte man den Käse auf ein Stück Brot oder einen Teller. Daher stammt auch der Name Raclette, denn auf Französisch bedeutet racler „abkratzen“.

Ein Laib echter Raclette-Käse reift in einem Regalbrett.
Originalen Raclette-Käse stellt man im Kanton Wallis aus Rohmilch her. © IMAGO / UIG

Auch wenn die Schweizer den Käse heute nicht mehr unbedingt am Feuer zubereiten, gilt es immer noch nicht als akzeptabel, bereits vorgefertigte Scheiben zu kaufen. Stattdessen gibt es Konstruktionen für den Tisch, in denen man ein Achtel, Viertel oder doch die Hälfte eines Käselaibs einspannt und diesen mithilfe einer Heizspirale schmilzt. So kratzt man sich den Käse wieder aufs Brot. Dazu gibt es niemals Fleisch, geschweige denn Ananas, sondern Silberzwiebeln, Kartoffeln und Essiggurken. Fürs Raclette sollte man sich Zeit lassen: Das Beisammensitzen und Plaudern gehören eben zur Tradition. Als Getränk reicht man trockenen Weißwein oder Tee. Übrigens wurde das Raclette, genauso wie Fondue oder die Nationalgerichte anderer Länder, erst im 20. Jahrhundert wirklich populär.

So liebt Lea ihr Raclette

Sowohl zu Weihnachten als auch zu Silvester gerne gesehen, ist das Raclette das typische Winteressen in meiner Familie. Diese Tradition hat mich zu dem kleinen „Fauxpas“ in Frankreich verleitet. Denn bei uns gibt es einen Tischgrill mit zehn Pfännchen und dazu viel Geschnippeltes: Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Pilze, Kochschicken, Salami und in Scheiben gekaufter Raclette-Käse. Jeder stellt sich daraus seine liebste Kombination zusammen und wirft alles mit ins Pfännchen. Meine wäre da: Champignons, Kartoffel, eine Tomatenscheibe und würziger, geschmolzener Käse.

Die Champignons lassen sich auch gut auf der steinernen Grillplatte oben auf dem Tischgrill zubereiten. Für die Fleischesser in der geselligen Runde gibt es so auch noch frisch gebratenes Hähnchen und Rind. Allerdings gab es einen Heiligabend vor zwei Jahren, da ging wegen des Raclette-Ofens einige Male unser Weihnachtsbaum aus: Weil wir zu viel Öl auf die Grillplatte gegeben hatten, flog uns viermal die Sicherung raus.

Raclette-Pfännchen mit Zwiebeln, Tomate, Speck und Kräutern
Beim typisch deutschem Raclette zu Silvester ist für jeden was dabei! © IMAGO / agefotostock

So liebt Franzi ihr Raclette

„Franzi liebt gar kein Raclette“ – aber nicht, weil ich es nicht mag, sondern weil es bei uns einfach nicht auf den Tisch kommt. Als ich acht oder neun Jahre alt war, waren wir als Familie einmal zum Raclette-Essen eingeladen. Ich würde sagen, dass meine Familie und vor allem mein Vater sehr gesellig sind und gerne und lange am Tisch verharren können. Aber das Essen musste immer zügig da sein, sonst drohte die Stimmung zu kippen. Das ist bei Raclette nicht ganz so einfach, gerade wenn sich 12 Personen einen Grill mit 6 Pfännchen teilen müssen. Anstandshalber wurde der Abend freundlich zu Ende gebracht und wir sind nach Hause gegangen. Bevor mein Vater überhaupt die Jacke ausgezogen hatte, hat er sich schon ein Brot geschmiert – satt ist er anscheinend nicht geworden. Seitdem bin ich nie wieder damit in Berührung gekommen. Und wenn man das Wort bei einem heimatlichen Besuch in den Mund nimmt, sagt mein Vater direkt, dass wir Geschwister das gerne machen können. Wann und wo immer wir wollen. Aber nicht mit ihm.

So liebt Stephanie ihr Raclette

Raclette kenne ich erst, seitdem ich mein Elternhaus verlassen habe und nach München gezogen bin. Bei uns daheim gab es das einfach nicht – auch bei Freunden stand nie ein Raclette auf dem Tisch. Daher wurde ich erst in der neuen Wahlheimat in die Welt der Pfännchen eingeführt. Und ehrlich gesagt, bin ich kein großer Fan. Einerseits nervt es mich, die ganzen Zutaten vorzubereiten (Nudeln und Kartoffeln vorkochen, Gemüse und Fleisch kleinschneiden) und dann bin ich ständig im Kampf um freie Pfännchen mit anderen am Tisch. Allerdings finde ich die traditionelle Raclette-Zubereitung aus der Schweiz super sympathisch. Simpel und garantiert lecker steht es noch auf meiner „Muss ich irgendwann mal probieren“-Liste.

Der Koch kratzt den geschmolzenen Käse auf ein Stück Brot.
Die traditionelle Zubereitung von Raclette ist in der Schweiz noch sehr verbreitet. © IMAGO / Panthermedia

So liebt Laura ihr Raclette

Wir besitzen kein eigenes Raclette, aber kamen im Laufe der vergangenen Jahre dafür immer wieder in den Genuss der unterschiedlichsten Zubereitungsarten von Freunden. Von klassisch Käse mit allerlei Toppings über eine Art Pizzateig in den Pfännchen bis hin zur süßen Variante mit geschmolzener Schokolade und Früchten. Eigentlich mochte ich alles. Am dankbarsten bin ich allerdings darüber, dass der Afterparty-Raclette-Geruch nicht in meiner Wohnung duftet 😉 .

Übrigens, die traditionelle Raclette-Zubereitung habe ich vor Jahren mal in einem Schullandheim in der Schweiz erleben dürfen. Dort wird zum Beispiel 1/4 des Käselaibs nach und nach gegrillt. Sobald die obere Schicht geschmolzen ist, wird sie mit einem Messer auf den Teller geschabt. Ohne viel Schnickschnack war das wirklich besonders lecker und dank Outdoor-Zubereitung im Schnee ein großartiges Erlebnis.