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Misteln und Mistelzweige: Fakten und Mythen über den Obstbaum-Schreck

Mistelzweige sind eine beliebte Dekoration zur Weihnachtszeit und sollen Verliebten Glück bringen. Die immergrünen Ästchen wachsen kugelförmig als Halbschmarotzer auf Gehölzen mit weicherer Rinde. Dabei entziehen sie Wasser und Nährstoffe.

Mistelzweige an einem Apfelbaum im Winter
Obstgehölze und gerade Apfelbäume werden häufig von Misteln als Wirt genutzt.

Mistelzweige: Ausflug in die Botanik

Die Mistel (Viscum) aus der Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae) umfasst drei Unterarten, die sich äußerlich sehr ähneln, aber bei ihren Wirtsbäumen Unterschiede machen:

  • Laubholzmistel (Viscum album)

    Die Laubholzmistel ist die am weitesten verbreitetste Art. Sie gedeiht auf Obstbäumen, Weiden, Pappeln, Linden, Robinien und Ahorn. Eichen und Buchen meidet sie dagegen. Gerade in der Winterzeit, wenn die Wirtsbäume ihr Laub verlieren, fallen die grünen Mistelnester besonders auf.

  • Kiefernmistel (Viscum laxum) – wachsen nur auf Kiefern
  • Tannenmistel (Viscum abietis) – wachsen nur auf Tannen

In der Blüte stehen Misteln von Februar bis Mai mit recht unscheinbaren gelbe Blüten. Die weiß-milchigen Beeren bilden sie im späten Herbst aus. Diese sind eine willkommene Nahrungsquelle für den ein oder anderen Vogel: Misteldrosseln und Seidenschwänzen bedienen sich gerne an ihnen und verteilen die Samen mit ihrem Kot auf potenziellen neuen Wirtsbäumen.

Warum sind Misteln problematisch?

Misteln sind nicht unumstritten, schließlich stehlen sie ihren Wirten Wasser und Nährstoffe. Dafür treiben sie einen bis zu einem halben Meter tiefen Keil in das Gewebe des befallenden Baumes und zerstören dabei seine Zellwände. Dies kann zum Absterben des Wirtsbaumes führen. Bedingt durch den Klimawandel und der damit verbundenen Trockenheit fürchten viele Obstbaumfreunde einen Mistelbefall immer mehr, denn Sommerhitze und Trockenstress schwächen die Wirtsbäume. Obstgehölze auf Streuobstwiesen, die ein wichtiges Gut für den Erhalt der Artenvielfalt sind, können den Halbschmarotzern häufig nicht mehr "das Wasser reichen" und gehen ein.

Die Samen von Misteln werden von Vögeln verbreitet, die die klebrigen Beeren fressen. Durch das Wetzen des Schnabels am Ast eines potenziellen Wirtsbaum bleiben die Mistelsamen an dessen Rinde haften.

Wenn Sie einen von Misteln befallenden Obstbaum in Ihrem Garten stehen haben,  können Sie die befallenden Äste mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz hinein zurückschneiden. Um den Mistelbefall effektiv zu beseitigen, achten Sie darauf, alle Büschel zu entfernen. Zum Winterende oder im zeitigen Frühjahr ist dafür der beste Zeitpunkt. 

Bitte beachten Sie, dass bis auf die Beeren alle Teile der Mistel giftig sind. Der aus dem Gehölz austretende Saft kann Haut und Schleimhäute reizen. Selten, aber schon vorgekommen sind Durchfall, Bauchschmerzen und einer Verminderung der Herzfrequenz, nach dem Blätter und Zweige verzehrt wurden. Misteln im Garten stehen nicht unter besonderem Schutz. deshalb dürfen und sollten sie geschnitten werden.

Amsel-Dame an Misteln
Vögel verbreiten die Samen von Misteln. Hier fällt eine Amsel-Dame über die klebrigen Beeren her.

Um Mistelzweige ranken viele Sagen und Mythen

Mistelzweige im Korb
Mistelzweige: von Obstbaumfreunden gefürchtet und Bestandteil vieler Sagen und Mythen.

Eine davon ist die nordische Göttersage um die Liebesgöttin Frigga und ihren Sohn Balder. Der böse Gott Loki drohte damit, Balder umzubringen. Frigga flehte jedes Tier und jede Pflanze an, ihren Sohn zu verschonen, nur die Mistel vergaß sie. Und so passierte es, dass Balder mit einer Pfeilspitze aus Misteln getötet wurde. Der Sage nach verwandelten sich die Tränen, die Frigga um ihren Sohn vergoss, zu den weißen Beeren des Mistelzweigs.

Nach drei Tag konnte Frigga ihren geliebten Balder zurück ins Leben holen. Ihre Freude darüber war so groß, dass sie jeden küsste, der unter dem Baum entlang ging, auf dem der Mistelzweig wuchs, der ihrem Sohn das Leben ausgehaucht hatte. Die unheilbringenden Misteln mussten Frigga versprechen, niemandem nunmehr Unheil zu bringen.

Für die Kelten galten Misteln als magische Pflanzen mit Zauberkräften und für die Germanen waren sie Glücksbringer zur Wintersonnenwende. Dieser Brauch wurde vermutlich von den Christen übernommen.

Vielleicht nicht ganz wahr, aber zumindest filmreif – Asterix & Obelix-Fans wissen jetzt Bescheid: Mistelzweige verheißen Glück, Stärke und Zauberkräfte. Für den Druiden Miraculix waren sie Hauptbestandteil seines gebrauten Zaubertrunks.

Wie romantisch: Der Kuss unter einem Mistelzweig

Darauf haben jetzt alle gewartet, schließlich ist er der bekannteste Brauch: der obligatorische Kuss unter einem Mistelzweig in der Weihnachtszeit.

Der Brauch sagt, dass sich ein Mädchen und ein Junge, die sich unter dem Zweig treffen, küssen dürfen. Je mehr weiße Beeren der Mistelzweig trägt, umso besser, denn sie gelten als „Kusskugeln“. Bei jedem Kuss wird eine abgepflückt. Der junge Herr darf seine Auserwählte so lange küssen, bis alle Mistelbeeren abgepflückt sind. Weiter heißt es, dass eine Frau den Kuss nicht ablehnen darf, ein Mann aber schon. Kommt niemand vorbei, der sie küsst, bleibt sie im kommenden Jahr ledig.

Diese Herangehensweise dürfte jetzt aber bitte auf das 21. Jahrhundert angepasst werden. Liebe Damen, wer will schon jeden Dahergelaufenen küssen?

Mistelzweige als Dekotrend

Im Türrahmen oder an der Wand sind Mistelzweige ein Hingucker in der Weihnachtszeit.
Im Türrahmen oder an der Wand sind Mistelzweige ein Hingucker in der Weihnachtszeit.

Schon bevor der Adventskränze und Christbäume zu Weihnachten Einzug in Häuser und Wohnungen hielten, war die Mistel bei uns in Mittel- und Nordeuropa angesagter Weihnachtsschmuck. Wie so vieles kam dieser Trend dann auch bei unseren vorangegangen Generationen aus der Mode, aber vieles erlebt bekanntlich ein Revival – so auch der Mistelzweig.

Mistelzweige gibt es auf Märkten und beim Floristen zu kaufen. Auch ein Blick in Kleinanzeigenportale kann sich lohnen. Hier bietet so manch mistelgeplagter Obstbaumbesitzer die Halbschmarotzer an und das sogar teilweise kostenlos. Streuobstwiesen befinden sich in aller Regel in Privatbesitz. Suchen Sie vorab das Gespräch zum Eigentümer und holen Sie sich die Erlaubnis ein, bevor Sie eigenmächtig Misteln entnehmen.

Wenn Sie beim Ausflug in den Wald oder beim Spaziergang im Park außerhalb von Schutz- und Privatflächen Mistelzweige entdecken, dürfen Sie sich eine kleine Menge für den Eigengebrauch mitnehmen – vorausgesetzt, Sie kommen heran und verletzen beim Sammeln den Wirtsbaum nicht. Reißen Sie die Mistelzweige nicht einfach ab, sondern schneiden Sie sie vorsichtig mit einer Schere oder einem Messer ab, ohne dabei die Rinde des Baumes zu beschädigen, Äste auszubrechen oder abzusägen.

Das gewerbsmäßige Sammeln und Verkaufen von Misteln ist an behördliche Genehmigungen (durch Stadt, Kommune und/oder untere Naturschutzbehörde) geknüpft.

 

Handstraußregel:„Jeder darf (...) wild lebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.“aus Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) – § 39, Absatz 3

Bundesnaturschutzgesetz, § 39 Absatz 3 Zitat

Zur Dekoration versehen Sie ein Bündel der Mistelzweige mit einem roten Band oder einer Jutekordel und fertig ist der grüne Türschmuck. Als Kranz-Beiwerk in Advents- und Weihnachtskränzen, alleine als zierlicher Kranz um ein Windlicht oder Bestandteil von Gestecken sind Mistelzweige wunderschöne Hingucker.

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