Formen haben es ihm angetan. Und Farben. Ben Mayer (Neonbeige) sagt, er hatte schon immer ein Gespür für Ästhetik. Ein Auge für das Besondere im Gewöhnlichen, das er mit Besonnenheit einzusetzen weiß – in Haus und Garten, Hobby und Beruf, daheim und unterwegs.
Autor: Marcel Waalkes (Feinschreiber)
„Wenn meine Hände nichts zu tun haben, schlägt es mir aufs Gemüt“, sagt Ben Mayer. Dabei hat er gut zu tun: Lange Tage und kurze Nächte gehören in seinem Beruf als Hair- und Make-up-Artist dazu. Den Ausgleich findet er in der Handarbeit: „Es entspannt mich, wenn ich meine Kreativität ausleben kann.“ Ort und Zeit spielen dabei keine Rolle. „Bei einem Fotoshooting direkt am Strand gab es mal eine längere Pause. Da habe ich einfach mein Strickzeug ausgepackt und losgelegt. Ganz in Ruhe und nur für mich“, erinnert er sich.
Inspiration im Alltäglichen
Unterwegs zu sein, sei für ihn keine Last. Vielmehr empfinde er es als Geschenk, immer wieder aufs Neue unzählige Eindrücke zu sammeln, die ihn nachhaltig inspirieren. „Einmal war ich in Marrakesch in einem Restaurant. Da ist mir ein Aschenbecher aufgefallen. Dabei rauche ich gar nicht“, sagt der Wahl-Münchner. Was ihn fasziniert habe, war die raue Haptik, die stabile Konstruktion. Es sind unscheinbare Momente wie diese, die ihm im Gedächtnis bleiben – und ihn motivieren. Und so hat er 2011 schließlich zum Töpfern gefunden. Erst als Hobby. Neun Jahre später eröffnete er seinen eigenen Online-Shop: neonbeigekeramik.
Die erfolgreiche One-Man-Show
Schüsseln, Teetassen, Milchkannen, Kerzenhalter und mehr. Alles handmade. Alles Unikate. „Jedes Teil geht mindestens 14 Mal durch meine Hände, bevor es verschickt wird. Dabei bleibe ich entspannt und nehme mir die Zeit, die ich brauche“, deutet Ben die einzelnen Arbeitsschritte an.
Die enorme Detailverliebtheit in Kombination mit einem hochgradig individuellen Stil, verleihen seinem Steingut den einzigartigen Charme. Von der Materialpräparation über das Modellieren und Brennen bis zum Versand – eine One-Man-Show. Vor eineinhalb Jahren hat er schließlich einen Platz in einer Werkstatt gefunden: „Mir macht das einfach unglaublich viel Spaß, diese Gegenstände herzustellen und die Ergebnisse dann zu teilen.“
Über die Jahre sind ihm Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Hobby und Job bewusst geworden: „Wenn ich jemanden schminke, dann ist meine Arbeit zwar auf Film oder Foto gebannt. Aber das Model wäscht sich abends das Gesicht und es ist nichts mehr übrig. Mit der Keramik, die ich produziere, schaffe ich etwas, das bleibt und den Leuten gefällt. Im Idealfall ein Leben lang.“ Werbung für seine Produkte macht er keine. Muss er auch nicht: Seine jüngste Kollektion war blitzschnell ausverkauft.
„Ich bin am allerliebsten zu Hause“
Kraft tankt er zu Hause. Dass dieses allerdings mitten in der Münchner City liegt, lässt sich auf den ersten Blick nicht vermuten: historische Schmetterling-Exponate an den Wänden, jede Menge natürliches Licht und 130 Zimmerpflanzen. Ben fühlt sich wohl in seinem ganz persönlichen Urban Jungle:
„In meinem Job lernt man es zu schätzen, zu Hause zu sein.“
Ben Meyer
Insbesondere in der Pandemie sei es für ihn wichtig, sich an dem Ort rundum wohlzufühlen, an dem man mehr Zeit verbringt, als gewohnt. „Ich nenne es immer mein kleines Naturkundemuseum. Und wenn ich Lust auf noch mehr Grün habe, fahre ich in meinen Schrebergarten.“
Dort stillt er auf 240 Quadratmetern seine Sehnsucht nach Natur: „Ich mag es möglichst naturnah. Wenn sich was aussät, lasse ich es gerne stehen.“ Den Garten teilt er sich aber nicht nur mit zahlreichen Pflanzen, sondern auch mit zwei Bienenvölkern.
Honig ernten, Pflanzen einbuddeln, Gesichter verschönern, Ton verformen: Ben Mayers Hände sind immer im Einsatz – ein Universalwerkzeug. Mit ihnen geht er durch ein Leben, das ganz und gar nicht hektisch, sondern besonnen ist. Und kreiert Dinge, die nicht nur seine Handschrift, sondern auch sein Herzblut tragen.
Hier findest du Neonbeige online:
- Webseite: www.neonbeigekeramik.de
- Instagram: @_neon_beige_
- Instagram Keramik: @neonbeigekeramik
