Rezept: Rosenkohl-Tarte (Grundrezept: salziger Mürbteig)

Nicht jeder mag ihn, Veronika liebt ihn: Rosenkohl. Ganz besonders als leckere Tarte. Das Rezept für eine Rosenkohl-Tarte dafür verrät sie dir heute.

Jetzt doch gute Vorsätze? Wer sich an meinen letzten Text erinnert, weiß, dass ich da groß davon geschrieben habe, wie wenig ich von den klassischen Neujahrsvorsätzen halte. Wie „mehr Sport treiben“ oder „gesünder essen“. Und erinnert sich vielleicht daran, dass ich versprochen habe, natürlich weiterhin Rezepte für köstlich-kleine Sünden zu liefern. Und jetzt das? Eine Rosenkohl-Tarte? Hmpf.

Keine Sorge, das hier wird deswegen noch lange nicht zur supergesunden Gemüseecke. Aber gerade diese Tarte passte so gut: Kohl gehört zum Winter, ich wollte sie schon lange mal wieder machen und da sich meine Lust auf Süßes derzeit in Grenzen hält, konnte ich Backen und Kochen verbinden. Salzige Rezepte bleiben aber die Ausnahme, versprochen. Beim nächsten Mal geht’s wieder zuckersüß weiter 😊

Schuldiges Vergnügen

Rosenkohl ist ja so eine Sache. Viele scheinen regelrecht ein Kindheitstrauma zu haben und schütteln sich, wenn man ihn nur erwähnt. Oder schauen mich mit großen Augen an, wenn ich sag, wie gern ich ihn mag – nicht nur als Tarte.

Aber sei ehrlich: So etwas hast du auch. So eine Sache, die du unglaublich toll findest oder lecker und die dir einfach so guttut. Die andere (vielleicht sogar die meisten) aber nicht mögen oder komplett ablehnen.

Im Englischen gibt es dafür den Begriff „guilty pleasure“, frei übersetzt „schuldiges Vergnügen“. Etwas, das wir gerne tun, das wir genießen, aber das uns irgendwie ein bisschen peinlich ist. Weil es zum Beispiel gesellschaftlich belächelt wird, weil es ungesund ist oder als kindisch abgestempelt wird.

Ich steh dem Begriff des „schuldigen Vergnügens“ zwiegespalten gegenüber. Einerseits trifft er den Umstand perfekt. Andererseits – wem gegenüber sollten wir uns „schuldig“ fühlen, wenn uns etwas Vergnügen bereitet? (Vorausgesetzt natürlich, dieses Vergnügen schadet niemandem sonst, das ist klar.) Im Grunde haben wir doch nur Angst, dass dieses kleine Vergnügen unserem Außenbild schaden könnte, unserem Image als erwachsene, zurechnungsfähige, vernunftgetriebene Menschen.

Der Sinn im (scheinbar) Unsinnigen

Persönliches Beispiel: Ich habe Germanistik studiert. Und das (meistens) gerne. Lange jedoch hatte ich auch nach dem Studium den Anspruch an mich, nur „gute“ Bücher zu lesen. Anerkannt qualitativ hochwertige Literatur zwischen Mann, Hesse oder Grass. Und ich hab mich oft genug dabei gequält. Im Bus oder in der S-Bahn aber, wenn ich so ein Meisterwerk ausgepackt hab, wurde ich nicht nur einmal lobend-anerkennend angesprochen. Wie „ungewöhnlich, dass eine junge Frau sowas“ lese. Und so weiter. Und das hat mir natürlich gefallen. Das Lesen an sich aber leider oft genug nicht mehr. Mittlerweile lese ich leidenschaftlich gerne Jugendfantasy. Oder Liebesromane mit „historischem Hintergrund“ (Geschichte hab ich auch noch studiert). Und ich freu mich jedes Mal, wenn der eiskalte, aber geheimnisvoll attraktive Lord doch noch sein weiches Herz entdeckt und der ebenso schönen wie verarmten Lady verfällt und sie gegen alle gesellschaftlichen Regeln heiratet. Jeglichen feministischen Gedanken lassen wir hier mal außen vor. Denn: mir geht es gut, wenn ich so was lese. Ich kichere, ich strahle, verdreh manchmal die Augen und bin selig, dass am Ende nichts passiert, was ich mir nicht schon gedacht habe.

Und darum geht es bei solchen Dingen: um unser ganz persönliches Wohlbefinden jenseits gesellschaftlicher Zustimmung. Manchmal einfach das tun, was die Seele streichelt, den Gaumen kitzelt oder das innere Kind zum Spielen einlädt. Vielleicht denkst du in der nächsten Woche mal an mich. Und liest den kitschigen Groschenroman, gönnst dir den monströs-künstlich gefüllten Donut oder kaufst eben diese 37. Duftkerze.

Als Ausgleich kannst du dann eine sehr vernünftige Rosenkohl-Tarte zubereiten. 😉

Eine Rosenkohl-Tarte schmeckt herzhaft und knusprig.
Herzhaft und knusprig ist die Rosenkohl-Tarte – da läuft mir glatt das Wasser im Munde zusammen. © Veronika Schier

Rezept: Rosenkohl-Tarte

Eine Rosenkohl-Tarte schmeckt herzhaft und knusprig.

Rezept: Rosenkohl-Tarte

Nicht jeder mag ihn, Veronika liebt ihn: Rosenkohl. Ganz besonders als leckere Tarte. Das Rezept dafür verrät sie dir heute.
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Vorbereitung 30 Minuten
Zubereitung 45 Minuten
Ruhezeit 1 Stunde
Gesamtzeit 2 Stunden 15 Minuten
Gericht Beilage, Hauptgericht
Portionen 1 Tarte-Form

Kochutensilien

  • 1 Nudelholz
  • 1 Spring- oder Tarteform 26 – 28 cm

Zutaten
  

Für den Boden (Grundrezept salziger Mürbeteig)

  • 150 g Mehl
  • 1 Ei
  • 1 Prise Salz
  • 70 g kalte Butter
  • Muskatnuss
  • Fett und Mehl für die Form

Für den Belag

  • 300 g Rosenkohl (frisch oder TK – ich nehm gerne TK. Der ist ganzjährige verfügbar, wurde frisch nach der Ernte eingefroren und ist kochfertig. Man spart sich also das fummelige Putzen)
  • 1 Eigelb (das übrige Eiweiß kannst du einfrieren und später zum Beispiel für Macarons verwenden)
  • 50 g Parmesan am Stück
  • Salz

Für den Guss

  • 100 g Crème fraîche
  • 100 g Sahne
  • 2 Eier
  • 1 TL Speisestärke
  • Salz, Pfeffer und Muskatnuss
  • Kräftige Gewürze wie Chili oder Rosenpaprika

Anleitung

  • Das Mehl kommt mit Salz und Muskatnuss in eine Rührschüssel. Bilde in der Mitte eine Kuhle und schlag das Ei dort hinein. Die Butter kommt in Stückchen an den Rand der Kuhle. Nun verknetest du alles zügig zu einem glatten Teig. Es sollten keine Butterstückchen oder Mehlklumpen mehrvorhanden sein. Du kannst das entweder mit der Küchenmaschine oder mit den Händen machen. Ich nutze beides: Bis eine leichte Bindung entstanden ist, lass ich die Küchenmaschine arbeiten, dann mach ich mit den Händen weiter. So hab ich besser im Gefühl, ob es noch Klümpchen gibt. Arbeite zügig, sonst wird der Teig später brüchig und bröselig.
  • Forme eine Kugel und drück diese etwas flach. Wickle den Teig in Folie oder in einen Gefrierbeutel. Alternativ kannst du auch nachhaltige Bienenwachstücher verwenden. Der Teig sollte etwa eine Stunde im Kühlschrank ruhen, bis er fest geworden ist und auf Druck nicht mehr nachgibt.
  • Jetzt kannst du den Rosenkohl fertig machen. Nutzt du TK-Ware, folge der Anleitung auf der Packung. Wenn du frischen Kohlverwendest, wasche und putze ihn. Entferne dazu die äußeren, eventuell leichttrockenen Blättchen und schneide die Röschen unten am Strunk kreuzförmig ein. In der Zwischenzeit lässt du reichlich Salzwasser kochen und garst die geputzten Röschen etwa 6 Minuten. Gieß den Kohl ab und lass ihn etwas auskühlen.
  • Die Zutaten für den Guss werden einfach miteinander verquirlt und kräftig (!) abgeschmeckt. Trau dich ruhig mit den Gewürzen. Da alle anderen Zutaten geschmacklich sehr mild sind, verträgt die Tarte hier einiges. Wir im Haus essen nicht scharf, daher hab ich gar keinen Chili daheim, ich nutze daher reichlich Rosenpaprika. Schau einfach, was dein Gewürzregal hergibt und probier dich aus.
  • Der Ofen wird auf 180°C Ober- und Unterhitze vorgeheizt
  • Die Backform wird gefettet und gründlich mit Mehl ausgestäubt.
  • Nimm den Teig aus dem Kühlschrank und roll ihn auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche (Mehl verhindert ankleben) auf die ungefähre Größe der Form aus. Mach ihn etwas größer, dann kannst du leichteinen Rand formen.
  • Ist der Teig in der Form, drück ihn fest und stich mit einer Gabel ein paar Mal in den Boden. Verquirle das Eigelb und streiche damit den Boden ein, darauf kommt der frisch geriebene Parmesan.
  • Der Rosenkohl wird halbiert und kreisförmig auf den Teigboden gelegt. Natürlich kannst du auch andere Muster bilden. Verteil jetzt den Guss gleichmäßig über die Tarte.
  • Nach 40 – 45 Minuten bei ca. 180°C sollte deine Rosenkohl-Tarte eine appetitliche gold-braune Farbe angenommen haben, dann ist sie fertig und du kannst sie dir schmecken lassen.

Notizen

Das Einstechen des Mürbteigs ist eigentlich nur notwendig, wenn der Boden ohne Belag und vorgebacken wird. Das verhindert die Bildung unschöner Blasen beim Backen. Ich hab mir aber angewöhnt, es immer zu machen. Denn es schadet nicht und so besteht nicht die Gefahr, dass ich es mal vergesse. 
Schlagworte backen, Herbst, Kohl

Ich hab die übrige Crème fraîche (für das Rezept wird ja kein ganzer Becher benötigt) einfach als Dip zur Rosenkohl-Tarte genutzt. Ein frisch-säuerlicher Salat passt auch wunderbar dazu. Und natürlich kannst du dieses Rezept für salzigen Mürbteig für alle anderen deftigen Tarte-Variationen verwenden.

Alles Liebe

Veronika

>> Mehr von unserer „…und wer isst das alles?“-Kolumne von Veronika Schier lesen.