Beetmobil in Frankfurt: Mehr Blumen für die Stadt

Wir haben Falko Görres digital zum Interview getroffen. Zusammen mit zwei Freunden hat er ein Beet in einem Fahrradanhänger angelegt. Und das beste? Das Beetmobil fährt jetzt durch Frankfurt. Im Gespräch verrät Falko, warum der grüne Fahrradanhänger für mehr Grün in Städten steht und auch ein kleiner Protest für mehr Flächengerechtigkeit in deutschen Städten ist.

Stephanie von wOnne: Ich habe auf Twitter den Account „Beetmobil“ entdeckt und bin ganz begeistert davon: Dort zeigt ihr die Stationen eures bepflanzten Fahrradanhängers. Wo seid ihr mit dem Beetmobil so unterwegs?

Falko Görres: Momentan hauptsächlich in Frankfurt, aber ich muss auch sagen, dass das Projekt ja noch sehr, sehr neu ist. Insofern sind die Stationen, die wir bisher besucht haben: Der Baumarkt, wo das ganze Material herkam. Der Hinterhof, in dem der Anhänger zum Beetmobil umgebaut wurde und die Straße bei mir vor der Tür, in der das Beetmobil jetzt im Moment auch parkt. Ich war bereits zweimal in der Stadt mit dem Anhänger unterwegs. Einmal zu einer Veranstaltung zum Thema Biodiversität. Da habe ich mir einen Vortrag angehört und habe den Anhänger daneben geparkt. Von den Besuchenden kamen auch gleich ganz interessierte Fragen. Außerdem habe ich den Anhänger auch schon mal zur Arbeit mitgenommen, da stand er dann direkt vor dem Rathaus für ein paar Stunden. Das waren so bisher die Stationen.

Ein Urban Gardening Projekt in Frankfurt: Das Beetmobil. © Falko Görres

Wir sind drei Personen, die das Beetmobil zusammen gebaut – also quasi erschaffen – haben. Neben mir sind das noch Claudia Fischer und Julia Krohmer. Beide engagieren sich ebenfalls im Bereich Verkehrswende. Julia ist beruflich auch im Senckenberg Museum zum Thema Biodiversität aktiv. Zu dritt sind wir auf die Idee gekommen, man müsse was machen. Die Idee an sich ist nicht von uns, sondern wir haben über Social Media vom Beetmobil in Mannheim erfahren. Da hat jemand ein Beetmobil gebaut und das schlug etwas Wellen, weil das Ordnungsamt sich erst zunächst quergestellt hat. Das kam über Twitter bei mir an. Ich meinte: Mensch, tolle Idee! Lass uns doch auch mal so was machen!

Und ja, dann ging irgendwie alles recht schnell. Wir haben uns über Kleinanzeigen einen ausgedienten Anhänger gekauft. Ein paar Blumenkästen und Pflanzen waren vorhanden. Und jetzt haben wir das Beetmobil.

Die Idee ist, da wir es ja zu dritt betreuen und das wir es mehr oder weniger in den Frankfurter Stadtteilen rotieren lassen. Am besten natürlich an Plätzen, wo jemand ein Auge drauf hat. Es muss gegossen werden und man muss gucken, dass es nicht als mobiler Mülleimer benutzt wird. Es soll auf jeden Fall durch die Stadt wandern. Und wenn sich interessierte Menschen finden, die dann mal für ein oder zwei Wochen Pate spielen und es bei sich in der Straße hinstellen möchten, dann ist das auch möglich.

Stephanie von wOnne: Ihr habt das Beetmobil selber gebaut: Welche Materialen habt ihr verwendet und was musstet ihr noch einkaufen?

Falko Görres: Das war erstaunlich einfach! Den Anhänger haben wir über Kleinanzeigen gekauft, der hat etwa 50 Euro gekostet. Das war ein Anhänger mit Stahlgestell, mit einem Holzboden aus Brettern und Seitenwänden aus Holz. Das haben wir so gelassen. Das Holz haben wir aber noch wetterfest lackiert.

Und der Rest besteht letztendlich aus drei ganz herkömmlichen Balkon-Blumenkästen, die glücklicherweise ganz genau rein gepasst haben. Die sind einen Meter lang und hängen jetzt im Anhänger drin und haben noch ein bisschen Luft zum Anhängerboden. Dann noch Blumenerde, Pflanzen rein und fertig. Das war wirklich innerhalb von zwei Stunden erledigt. Das, was am längsten gedauert hat, war das Lackieren und Trocknen. Der technische Aufwand war aber sehr einfach.

Es gibt so ein paar Sachen, die könnte man noch verbessern: So bräuchten wir noch eine bessere Möglichkeit, um den Wagen abzustellen. Im Moment ist das nämlich einfach nur ein Holzklotz, den wir drunter geschoben haben. Da könnte noch ein vernünftiger Ständer dran. Ich habe auch noch andere Modelle gesehen, bei denen eine Sitzbank dabei ist. Einfach eine Möglichkeit zum Verweilen neben den Blumen wäre noch schön.

Blumen im Fahrradanhänger: das Beetmobil in Frankfurt
Diese insektenfreundlichen Blumen wachsen im Beetmobil: Dost, Zitronenmelisse, Bergminze, Beinwell, Wiesensalbei, Ziersalbei, Gilbweiderich, Wolliger Ziest, Johanniskraut, Mauerpfeffer, Kronen-Lichtnelke und Eisenkraut. © Falko Görres

Stephanie von wOnne: Und wie viel hat alles zusammen gekostet?

Falko Görres: Mit Erde und allem drum und dran haben wir weniger als 200 Euro bezahlt. Am teuersten war tatsächlich der Lack. Ansonsten ist da nicht sehr viel Geld reingeflossen.

Stephanie von wOnne: Und weil es bei uns auch ein bisschen um Urban Gardening geht: Welche Pflanzen habt ihr ins Beetmobil gesetzt und wie wurden diese ausgewählt?

Falko Görres: Wäre sie jetzt hier, würde ich an Julia verweisen, die sich damit deutlich besser auskennt. Sie hat die Pflanzen alle beigesteuert, weil sie diese aus ihrem eigenen Garten hatte. Sie hat hauptsächlich darauf geachtet, dass die Pflanzen natürlich irgendwie „stadtfest“ sind, also auch draußen bleiben können. Außerdem sollten es möglichst insektenfreundliche Pflanzen sein für die Insekten, die es hier gibt wie Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge. Wenn man denn noch welche findet in der Stadt.

Stephanie von wOnne: Damit hast du auf jeden Fall meine nächste Frage beantwortet, wer der Insekten-Kenner bei euch im Team ist. Auf Twitter habt ihr schon erste kleine Infos über die Igelfliege geteilt.

Falko Görres: Das ist auf jeden Fall Julia, die das auch beruflich macht. Ich habe die Pflanzen nur eingepflanzt und kümmere mich um den Verkehrsaspekt.

Stephanie von wOnne: Was ist die Botschaft, die ihr mit dem Beetmobil rüberbringen möchtet?

Falko Görres: Wir haben zwei Botschaften. Ich denke, alle sind sich einig, dass wir in den stark verdichteten Städten, die wir in Deutschland haben, mehr Grün brauchen. Ich habe zwar mehr oder weniger das Glück, dass ich an einer Straße wohne, die tatsächlich Straßenbäume hat, aber das reicht natürlich lange nicht aus. Wenn man sich im öffentlichen Raum bewegt, sieht man in der Stadt einfach sehr, sehr viel Beton und recht wenig grün. Das möchten wir ändern. Durch eine kleine Mini-Oase, einem Minipark sozusagen.

Aus Verkehrssicht ist die Idee natürlich auch zu zeigen, wie viel öffentlicher Raum eigentlich durch Parkplätze, also Auto-Abstellmöglichkeiten, verschwendet oder belegt wird. Ist das überhaupt nötig?

Meiner Meinung nach müsste der Platz, den wir in Städten haben, zum Wohle der Allgemeinheit besser genutzt werden.

Falko Görres

Letztendlich finde ich es schade, dass in den Städten viel öffentlicher Raum verschenkt wird für Abstellmöglichkeiten, für privaten Besitz wie Autos. Selbst in den Gebieten, wo es Parkraumbewirtschaftung gibt, kostet der Anwohner-Parkausweis für zwei Jahre 50 Euro. Also 25 Euro im Jahr. Das ist schon geschenkt dafür, dass man 12,5 Quadratmeter oder wie viel Platz auch immer so ein Auto braucht, einfach belegen kann. Ich denke, mit dem Raum können wir Besseres anfangen und darauf möchten mit dem Beetmobil auch hinweisen.

Stephanie von wOnne: Wie sind denn die Reaktionen von Autofahrenden oder Passanten auf den Anhänger?

Falko Görres: Es geht gar nicht darum, irgendwie den Autofahrenden zu zeigen „Ätsch, hier steht jetzt euer Auto nicht!“, sondern wir wollen einen Denkanstoß geben, um über Flächengerechtigkeit nachzudenken. Ich hatte tatsächlich gestern schon eine ganz witzige Begebenheit. Aktuell steht das Beetmobil so, dass ich es aus dem Wohnzimmerfenster sehen kann. Gestern war dann die Polizei das erste Mal da, aber aus dem Grund, weil gerade Autofahrende kontrolliert wurden. Während der Kontrolle hatte ein Polizist aber einiges an Zeit und hat es sich genauer angeschaut, aber nichts weiter gemacht.

Als ich die Pflanzen heute gegossen habe, kamen mehrere Passanten auf mich zu und fragten, was denn das wäre. Ich hab dann einfach ganz lapidar geantwortet, dass es ein Beet sei. Die Passanten fanden das eigentlich ganz schön. Ich muss aber auch sagen, im Moment steht das Beetmobil auf einem Parkplatz, wo es eigentlich niemandem etwas wegnimmt. Das ist so eine überlange Parkfläche, auf die 2,5 Autos hinpassen würden. Jetzt steht da halt der Anhänger und zwei Autos. So fühlt es sich wohl eher weniger wie ein Verlust an.

Das kann natürlich noch anders werden, je nachdem an welchen Plätzen wir es dann abstellen. Wir werden sehen! Bis jetzt ist die Resonanz eher positiv. Wir planen noch ein paar Infozettel an den Anhänger zu hängen, mit denen wir die Idee und auch die Pflanzen erklären wollen.

Das Beetmobil auf Twitter:

Wenn ihr mehr über die Reisen und Erlebnisse des Beetmobils in Frankfurt erfahren möchte, könnt ihr auf Twitter seine Abenteuer und die seiner Erziehungsberechtigten verfolgen: