Unser Kürbis-1×1 – Hokkaido oder Butternut?

Aus der trendigen Hokkaido-Parade, gerne auf Wochenmärkten meterhoch zur Pyramiden aufgetürmt, lassen sich viele leckere Herbstgerichte zaubern: von der traditionellen Kürbissuppe, Kürbis-Arrangements vom Blech bis hin zu Kürbiskonfitüren. Für die einen also ein hippes Herbstgemüse, für die anderen aber eher das Traditionsgemüse, das als Dekoration ab September nicht vor Muddis Haustür fehlen darf. Räumen wir mal mit so einigen Kürbismythen auf.

Kürbis: das Wichtigste zur Beere

Ja, richtig gelesen. Botanisch korrekt zählen Kürbisse zu den Beeren und sind somit die schwersten Vertreter ihrer Art, schließlich können sie ein Kampfgewicht von bis zu 100 kg erreichen. Die meisten von uns verknüpfen mit Kürbis wohl am ehesten die Sorte Hokkaido. Dass es nahezu 1000 verschiedene Sorten gibt, fällt bei der Hokkaido-Dominanz nur schwer auf.

Die drei wichtigsten Kürbisarten sind:

Gartenkürbis

Ursprünglich kommt er aus Nordamerika und den Hochlagen Mexikos. Die verschiedenen Sorten des Gartenkürbisses wachsen auch in unserem Klima sehr gut. Zu diesen Kürbissen zählen: Eichel-, Öl-, Patisson- und Zierkürbisse.

Riesenkürbis

Diese Art stammt aus Südamerika und gilt als gut lagerfähig. Wie der Name schon sagt, gehören zu den Riesenkürbissen großfruchtige Sorten (z.B. Gelber Zentner, Bischofsmütze), aber auch kleinere Gesellen wie die Sorte Buttercup und die allseits bekannten Hokkaidos. Hokkaido wiederum ist ein Sammelbegriff für einige Sorten mit japanischem Namen. Hokkaido spricht sich eben einfacher aus als Uchiki Kuri oder Kuri Kabocha.

Moschuskürbis

Auch bekannt als Muskatkürbis. Seine Wurzeln liegen in Mittelamerika. Er hats gern gemütlich: um gut ausreifen zu können, braucht er Wärme und Zeit. Optimal wächst er in Italien und Frankreich – oder hierzulande in unseren Weinbaugebieten. Zu den Moschuskürbissen gehören Sorten wie Butternut und Muscade de Provence.

Kürbisse in Hülle und Fülle: Hokkaidos, Spaghetti-Kürbisse und Butternuts.
Kürbisse in Hülle und Fülle: Hokkaidos, Spaghetti-Kürbisse und Butternuts. © Vulkanismus / Adobe Stock

Wusstet ihr, das Zucchini auch Kürbisse sind? Sie gehören zu den Gartenkürbissen und Zucchini bedeutet aus dem italienischen übersetzt „kleine Kürbisse“.

Kürbis: Rund und gesund?

Ja, definitiv. Kürbisse schmecken nicht nur lecker, sondern punkten mit vielen gesunden Inhaltssoffen wie Vitamin A, Beta-Karotin, Kalzium, Kalium und Magnesium. Mit nur 27 Kilokalorien pro 100 g und reichlich Ballaststoffen sind Kürbisse gern gesehene Satt- und Schlankmacher in unseren Küchen.

Zierkürbisse solltet ihr allerdings wirklich nur zur Zierde nutzen. Sie sind giftig und ihre Bitterstoffe können zu Verdauungsproblemen führen. Falls ihr eure Kürbisse auf dem Balkon anbaut, dann achtet darauf, dass Zier- und Speisekürbisse nicht unmittelbar beisammen wachsen. Weil sie sich gegenseitig bestäuben, können die Speisekürbisse so auch bitter und ungenießbar werden.

Kürbis-Saison: Wann geht’s los und wie lange halten sie sich?

Wenn der Stiel hart, holzig und braun geworden ist und die Kürbisse ihre jeweilige sortenspezifische Farbe bekommen haben, sind sie erntereif. Bei großen Kürbissen macht einfach mal den Klopf-Test: Sie sollten hohl klingen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, eure Kürbisse selbst zu ernten, schneidet den Stiel nicht zu kurz ab, 10-15 cm dürfen gerne dranbleiben. Beschädigte oder zu knappe Stiele verkürzen die Haltbarkeit.

Achtet auch beim Kauf im Supermarkt oder Hofladen darauf, dass der Stängel möglichst lang ist, gerade dann, wenn du den Kürbis nicht direkt verarbeitest. Kürbisse mit Druckstellen oder ohne Stängel kannst du selbstverständlich kaufen, wenn du direkt verwertest, z.B. für eine klassische Kürbissuppe, Kürbisgemüse vom Blech oder als Kürbis-Guglhupf.

Die Ernte von Kürbissorten mit kleinen Früchten beginnt häufig schon Ende August. Umso größer das Objekt der Kürbis-Begierde sein soll, umso weiter verschiebt sich der Termin in den Herbst hinein. Aber Obacht: Frost mögen sie nicht – erntet sie im Zweifel vor dem Zeitpunkt, an die Temperaturen in den Keller rauschen.

Erntereife Kürbisse frisch vom Feld.
Erntereife Kürbisse frisch vom Feld. © Vulkanismus / Adobe Stock

Wer die Möglichkeit hat, sollte die frisch geernteten Kürbisse dann für etwa 2 Wochen zum Nachreifen und Aushärten in ein 20 °C warmes Zimmer legen, danach können sie kühler gelagert werden – im Flur, Treppenhaus oder im trockenen Keller. Auch wenn es schön aussieht: nicht stapeln, lieber locker nebeneinanderlegen. Dies ist nur notwendig, wenn ihr eure Kürbisse länger lagern wollt. Natürlich könnt ihr die reifen Früchte auch direkt nach der Ernte verarbeiten. Wenn ihr sie auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt kauft, haben sie in aller Regel schon den ein oder anderen Tag auf dem Buckel.

Kürbis in der Küche: Muss die Schale ab?

Kürbisgerichte sind lecker und gesund, kein Zweifel. Doch das lästige Schälen schreckt schon vorher ab – nichts für die schnelle Küche. Dabei gibt es genügend Sorten, bei denen ihr euch das Schälen getrost sparen könnt. Neben Hokkaidos, der Gartenkürbis-Sorte Patisson und der Muskatkürbis-Sorte Butternut könnt ihr folgende Sorten mit Schale verarbeiten:

  • Baby Boo
  • Jack be Little
  • Sweet Dumpling
  • Sweet Potatoes
  • Melonette

Kürbis-Kult: Kelten, Christen und All-Hallows-Eve

Halloween und die gruselig anmutenden Fratzen, die wir Ende Oktober in möglichst dicke Kürbisse schnitzen, sind eingewanderte Hypes aus den USA? Nicht ganz richtig. Eigentlich ist der Brauch sogar ur-europäisch. Die Kelten feierten in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November das Ende des Sommerhalbjahres und den Beginn des neuen Kalenderjahrs – ihr Fest hieß Samain. In jener Nacht wurde den Toten gedacht. Um bösen Geistern den Gar auszumachen, stellten die Menschen Laternen vor die Häuser. Schicke Metallgestelle mit Glas gab es noch nicht, deshalb dienten ausgehöhlte Wurzeln und Rüben als Feuer-Gefäße. Kürbisse gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich, die kommen schließlich aus Amerika.

Ein uriger Brauch, den auch die Kirche den Menschen nicht austreiben konnte. So sollen die Feiertage Allerheiligen und Allerseelen, ebenfalls in Gedenken an die Toten, entstanden sein. Der Abend vor dem 1. November hieß im englisch-sprachigen Raum All-Hallows-Eve und schließlich irgendwann verkürzt Halloween. Mit den katholischen Iren schwappte dieser Brauch dann im 19. Jahrhundert auf den Kontinent jenseits des Atlantiks. Dort ist Halloween mittlerweile ein Klassiker und kam vor einigen Jahren wieder zurück zu uns. Ob man das gut findet oder nicht, bleibt jedem selbst überlassen.