Die Walpurgisnacht: von Hexen, Kelten und der heiligen Walburga

Im Harz und in Teilen Bayerns ist die Walpurgisnacht, die in der Nacht des 30. Aprils zelebriert wird, fester Bestandteil im verzauberten Kalender. In schaurigen Verkleidungen reiten Hexen und Zauberer, ausstaffiert mit roten Perücken, spitzen Zauberhüten und krummen Hakennasen, von Nah und Fern auf ihren Besen, Mistgabeln und sonstigen Flugobjekten herbei, um gemeinsam ums Feuer zu tanzen.

Während in anderen Teilen Deutschlands mehr oder weniger sittsam in den Mai getanzt wird, avanciert die Walpurgisnacht zu einem Zauberspektakel, das nichts für schwache Nerven und Angsthasen ist. Zu Ende ist die Party erst, wenn auch die letzte Hexe auf ihrem Besenstiel davongeritten ist. Was heutzutage eher Jahrmarkt-Charakter hat, sollte der Zauberei aber eigentlich gar keinen Nährboden geben. Hat nicht ganz geklappt.

Walpurgisnacht
Ob verzauberte Walpurgisnacht oder schlicht der Tanz in den Mai: In der Nacht zum Mailvollmond begrüßen wir die warme und helle Zeit im Jahr. © lctishka – stock.adobe.com

Beltane ist Ursprung der Walpurgisnacht

Der Ursprung der Walpurgisnacht geht auf Beltane, eins der acht keltischen Jahreskreisfeste, zurück. Mit diesem Fest feierten die Kelten in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai den Beginn der Sommerzeit. Terminlich fällt Beltane auf den fünften Vollmond nach der Wintersonnenwende und bedeutet so viel wie „strahlendende Sonne“. Mit Fruchtbarkeitsfesten und mystischen Feuern sollte der Übergang in die Welt der Götter und Ahnen gelingen. Durch wilde Tänze, Kräuterräucherungen und Opfergaben sollten sie milde gestimmt werden, um die Menschen vor Krankheiten und Unheil zu schützen.

Dieser wilde und urige Brauch zum Abschied der kalten Jahreszeit war der Kirche aber zunehmend ein Dorn im Auge. Unter dem Deckmantel des Bürgerschutzes wurde er als verteufelt, schließlich sollten die „Hexen nicht die Möglichkeit kriegen, sich bei mit dem Teufel zu vermählen.“

Im Zuge der Christianisierung wurden viele heidnische Feiertage mit neuen Festen überzogen, so unter anderem auch Samhain. Samhain wurde aus christlicher Sicht durch Allerseelen ersetzt und gilt zusätzlich auch als Ursprung von Halloween.

Walpurgisnacht: Lieber Heilige als Hexen

Um Beltane den Gar auszumachen, entschloss sich die Kirche, diesen Tag mit einem eigenen Fest zu ersetzen. Namenspatronin wurde die heilige Walburga, die im 8. Jahrhundert in England zur Welt kam. Sie galt als Paradebeispiel christlich-engagierter Frauen im Mittelalter, ebenso als Krankenheilerin und Unterstützerin von Wöchnerinnen, als Schutzheilige gegen Seuchen, Hungersnot und Missernte und zu guter Letzt soll der Glaube an sie helfen, Hexen fernzuhalten.

Vielerorts ist dieser Plan aufgegangen, aber der keltische Ursprung und die damit verbundenen Rituale sind trotzdem nicht komplett verschwunden und so wird auch heute noch ums Feuer getanzt.

Unsere Kollegen vom Bayrischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt haben einen Bauernhof besucht, bei dem der Brauchtum rund um die Walpurgisnacht noch lebendig ist:

Keltische Jahreskreisfeste: Von Samhain bis Yule

Obwohl die acht Jahreskreiskreisfeste der Kelten mittlerweile in Vergessenheit geraten sind, finden sie zeitgleich mit vielen uns bekannten Festtagen statt, da christliche Feste bewusst auf diese wichtigen Termine gesetzt wurden.

Die Feiertage aus dem keltischen Jahreskreis beginnend mit Samhain orientieren sich stark an der Natur und am Stand der Sonne. Die wichtigsten Daten und Hochfeste fallen auf die Sonnenwenden im Sommer und Winter sowie auf die Tag-/Nachtgleichen im Frühling und Herbst.

Die Feiertage aus dem keltischen Jahreskreis orientieren sich stark an der Natur und am Stand der Sonne. Die wichtigsten Daten und Hochfeste fallen deshalb auch auf die Sonnenwenden im Sommer und Winter sowie auf die Tag-/Nachtgleichen im Frühling und Herbst.

  • Samhain (1.11) – Beginn des keltischen Jahreskreises; nun bekannt als Allerheiligen und Halloween
  • Yule (21. Dezember) – Tag der Wintersonnenwende; kennen wir nunmehr als Weihnachten
  • Imbolc (2. Februar) – jetzt bekannt als Mariä Lichtmess
  • Ostara (21. März) – heute gleichzusetzen mit Ostern, Tag-/Nachtgleiche im Frühling
  • Beltane (1. Mai) – Walpurgisnacht oder auch Tanz in den Mai
  • Litha (21. Juni) – Tag der Sommersonnenwende, im skandinavischen Raum Mitsommer
  • Lagnasad (1. August) – jetzt bekannt als Maria Himmelfahrt
  • Mabon (23. September) – Erntedankfest, Tag-/Nachtgleiche im Herbst