Eine Nase voll Glück: Ätherische Öle und ihre Wirkung auf unser Wohlempfinden

Kann man Glück riechen? Wir haben Vivien Keller PRIMAVERA-Duftexpertin und Mit-Autorin von „So duftet Glück“ getroffen und mit ihr über ätherische Öle gesprochen.

Autorin: Katharina Kümmerle

Der Duft von Kaffee und frisch gebackenem Brot am Morgen, die sonnenluftgetrocknete Bettwäsche bei Oma, das Parfüm eines geliebten Menschen – sofort haben wir ein Gefühl zum Geruch. Riechen ist Emotion. „Das liegt daran, dass unser Geruchssinn ganz eng mit dem limbischen System verknüpft ist“, erklärt die PRIMAVERA-Duftexpertin Vivien Keller, „hier werden Gefühle und Erinnerungen verarbeitet und mit dem Geruch in einer Art ‚Duft-Gedächtnis‘ gespeichert. Wenn wir einem Menschen begegnen, registriert unsere Nase bereits den Geruch unseres Gegenübers, sendet die Informationen an unser Gehirn, die augenblicklich eine körperliche und emotionale Reaktion in uns auslösen. So können wir innerhalb weniger Sekunden entscheiden, ob wir jemanden im wahrsten Sinne des Wortes gut riechen können. Das geschieht alles unterbewusst.“

Wie Düfte auf uns wirken, welche Gefühle sie hervorrufen, warum Lavendel für den einen gut riecht, für den anderen nicht, ist sehr individuell: „Mochten wir die Oma, die ihre Kleidung mit Lavendelsäckchen aufbewahrt hat, vielleicht nicht so gerne, wird auch das ätherische Lavendelöl keine Glücksgefühle in uns auslösen“, sagt Vivien Keller. Was wir als wohlduftend empfinden, hängt also immer auch damit zusammen, was wir mit dem Geruch assoziieren. „Wie bei der Begegnung mit einem Menschen muss man ein ätherisches Öl gut riechen können, um eine rundum positive Erfahrung damit zu machen.“

Aromaöl Primavera Lavendel
Ein ätherisches Lavendelöl hat eine entspannende Wirkung. © PRIMAVERA

Kopf, Herz, Basis

Um sich in der Duftvielfalt (weltweit werden mehr als 300 verschiedene ätherische Öle gewonnen) nicht zu verlieren, „kann man sich an den drei Duftnoten (Kopf, Herz, Basis) orientieren“, empfiehlt Vivien Keller: „Die Duftnoten haben unterschiedliche Eigenschaften und ergänzen sich gegenseitig, will man also einen besonders runden Duft kreieren, sollte man darauf achten, dass alle drei Komponenten vertreten sind. Kopfnoten sind frische, spritzige Düfte wie Orange oder Zitrone, die leicht verfliegen und belebend wirken. Die Herznoten sind dagegen warme und runde Düfte wie Rose oder Lavendel, die sich langsam entwickeln und ausgleichend wirken. Und die Basisnoten sind schwere, erdige Düfte, die kräftigend und erdend wirken, meist sind das Holz-, Wurzel-, und Harzöle wie Zeder, Sandelholz oder Vetiver.“

Am Ende gilt aber auch hier: „Man sollte sich bei der Wahl der Düfte für die eigene Mischung immer auch von seiner Nase leiten lassen. Mein persönlicher Glücksduft ist zum Beispiel eine Komposition aus Blutorange, Tonka und Ylang-Ylang. Ich kenne aber viele Leute, die mit Ylang-Ylang absolut gar nichts anfangen können.“

Einsatz und Wirkung von ätherischen Ölen

So subjektiv die persönlichen Duftvorlieben sind, so objektiv lässt sich bei manchen ätherischen Ölen nachweisen, dass sie tatsächlich beruhigend oder stimmungsaufhellend wirken. Das ätherische Lavendelöl beispielsweise, das für seine entspannende Wirkung bekannt ist (insofern der Duft nicht mit einer schwierigen Großmutter verknüpft ist), verbesserte laut einer Studie der British Association of Critical Care Nurses 2015 nachweislich die Schlafqualität und verringerte das Angstniveau bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit.

ätherische Öle Vivien Keller
Bereits durch ihre Mutter kam Vivien Keller früh mit der Anwendung und Wirkkraft ätherischer Öle in Berührung. © PRIMAVERA

Auch Orange, so eine Studie, die 2012 im Journal of Alternative and Complementary Medicine veröffentlicht wurde, kann Ängste reduzieren und diesen vorbeugen. Bergamotte, Rosmarin und Ylang-Ylang werden stimmungsaufhellende Wirkkräfte nachgesagt, die beispielsweise auch in der Aromatherapie zum Einsatz kommen. „Ätherische Öle sind für ihre komplexe ganzheitliche Wirkung bekannt, die sich sowohl auf körperlicher als auch auf psychischer Ebene vollzieht“, schreiben Vivien Keller, Alisa Leube und Julia Trunzer (geb. Merbele) in ihrem Buch „So duftet Glück. Natürlich durchs Leben mit ätherischen Ölen“.

Guter Duft liegt in der Luft

Hat man atherische Öle gefunden, die man gerne riecht, muss man sich noch für eine der zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten entscheiden: Zum Beispiel als Hautpflege in Kombination mit Pflanzenwässern oder fetten Pflanzenölen (bei empfindlicher Haut oder Allergie empfiehlt sich vor der Anwendung in der Armbeuge zu testen, ob das Öl vertragen wird), als Geschmackslieferant in der Aromaküche (auf die Dosierung achten) oder zur Raumbeduftung über einen Vernebler, eine Duftlampe oder einen Duftstein. Auch für einen Leberwickel sind ätherische Öle geeignet.

„Sobald sie über die Nase aufgenommen werden, gelangen sie ins limbische System und entfalten dort ihre Wirkung. Dabei ist es wichtig, ausschließlich naturreine ätherische Öle zu verwenden. Keinesfalls sollten synthetische Duftstoffe zum Einsatz kommen, denn diese können zwar ein ‚Duft-Aha‘-Erlebnis inszenieren, sind aber ohne jeglichen gesundheitlichen Nutzen und aufgrund ihres oft intensiven Dufts meistens viel zu stark“, beschreibt Anusati Thumm, PRIMAVERA-Aromaexpertin und eine der Mentorinnen, die den drei Autorinnen bei der Umsetzung des Buchs unterstützend zur Seite stand.

Im Alltag erprobt

Bei Vivien Keller sind die Naturdüfte fester Bestandteil ihres Alltags: „Morgens schalte ich mit der Kaffeemaschine auch gleich den Diffuser ein, mittags nutze ich ein reinigendes Raumspray und zum Schlafengehen bedufte ich mein Kissen mit Lavendel“, sagt die Allgäuerin, die durch ihre Mutter schon früh mit der Anwendung und Wirkkraft ätherische Öle in Berührung kam und für die der Geruch von Lavendel eindeutig positiv besetzt ist: „Wenn ich als Kind mal schlecht drauf war oder nicht schlafen konnte, hat meine Mutter mir die Füße mit Lavendelöl massiert.“

ätherische Öle Buch Primavera
Ein Blick ins Buch „So duftet Glück“ über den Einsatz von ätherischen Ölen. © PRIMAVERA

Regelmäßig probiert Vivien Keller neue Zusammensetzungen und entwickelt Rezepte, die sie mit Freunden und Bekannten teilt und in ihrem Notizbuch festhält. Dabei bekräftigt auch sie wie wichtig es ist, mit einem guten Ausgangsprodukt zu arbeiten: „Die künstlichen Duftstoffe, die häufig im Umlauf sind, führen leider dazu, dass man als Einsteiger ein negatives Dufterlebnis abspeichert und dadurch der Welt der ätherischen Öle im Allgemeinen abschwört. Spätestens dann, wenn ätherische Öle auf die Haut aufgetragen werden, sollte man auf die richtige Dosierung und höchste Qualität achten. Kontrolliert biologischer Anbau ist eine sichere Orientierung. Außerdem sollte man darauf achten, dass es sich um ein 100 % naturreines ätherisches Öl handelt.“

Auch beim Räuchern wird das limbische System angesprochen:

Glücksgerüche

Aber zurück zum Glück. Wonach riecht es denn nun? Nach Ylang-Ylang wie bei Vivien Keller, nach stimmungsaufhellendem Orangenduft oder doch nach frisch gebackenem Apfelkuchen? Das muss wohl jeder für sich selbst beantworten. Fest steht, dass wir es nicht festhalten können, schreiben Vivien Keller, Alisa Leube und Julia Trunzer im Buch: „Mit ihrer Flüchtigkeit ähneln Düfte dem Glück, das sich auch nie für immer einfangen lässt und nur für Momente lebendig ist.“ Aber für diese Momente hat sich die Suche schon gelohnt.

Weitere Infos über PRIMAVERA:

  1. Webseite: primaveralife.com
  2. Instagram: primavera_life