Der Mond im Juli: Der faszinierende Donnermond

Der Mond im Juli: Der Donnermond ist gefürchtet. Doch warum eigentlich? Der Mond sorgt für Ebbe und Flut und lässt das Erdbeben-Risiko steigen. Beeinflusst er auch das Wetter? Was Bauern seit vielen Jahrhunderten beobachten, könnte bald wissenschaftlich erwiesen sein.

Der wärmste Monat des Jahres riecht für mich nach Heu. Leicht süßlich, blumig, frisch … Ich könnte mich berauschen an diesem Duft, doch wie beschreibt man ihn? Eine Freundin – sie ist Kräuterpädagogin – hat es neulich auf den Punkt gebracht: Frisch geschnittenes Heu duftet wie Waldmeister. Und weil diese Freundin zugleich Krankenschwester ist und sich mit der medizinischen Wirksamkeit von Inhaltsstoffen auskennt, hat sie mir auch gleich die Erklärung mitgeliefert: beides, Heu und Waldmeister, beinhaltet Cumarin! Der Pflanzenstoff aus der Gruppe der Benzopyrone mit einem angenehm würzigen Geruch wirkt entzündungshemmend, beruhigend und krampflösend. Manchmal auch berauschend (nicht nur in der Maibowle), und wer zu viel davon erwischt, reagiert womöglich mit Kopfschmerzen.

Der Juli wird auch Heuert oder Donnermond genannt

Mittlerweile kann ich diesen Duft auch schon im Juni – manchmal sogar im Mai – in mich aufsaugen, denn heutzutage mähen die meisten Bauern ihre Wiesen drei- bis fünfmal pro Saison. Früher, als diese Arbeit noch von Hand, mit Sense und Rechen erledigt werden musste, betrieben die Landwirte nur zweimal im Jahr diesen riesigen Aufwand. Der erste Schnitt war faseriges Heu. Der zweite, feinere und nährstoffreichere hieß „Groamahd“ und war für die Milchkühe reserviert.

Die Heuernte passierte vorzugsweise im Juli, wenn die Sonne am heißesten vom Himmel brennt und das geschnittene Gras schnell trocknet. Schließlich war es im Winter die einzige Nahrung für das Vieh, hätte das Futter geschimmelt, wäre das einer Katastrophe gleichgekommen.

Der Mond im Juli: Unwetter über Feld mit heuballen
Wie der Mond das Wetter beeinflusst, wird weltweit erforscht. © Jennewein Photo – stock.adobe.com

Logisch also, dass der Mond im Juli den Namen Heuert trägt. Ein weiterer Name ist Donnermond. Auch sehr logisch, denn der Juli ist auch der Monat mit den heftigsten Gewittern. Und die wiederum sind bei den Bauern – unter anderem aus obigem Grund – extrem gefürchtet. Das Juliwetter hat wesentlichen Einfluss auf die Menge und die Güte der Ernte.

Heute hilft der Wetterbericht, früher halfen Bauernregeln

Beim Obst oder beim Getreide, das noch reifen muss, hilft nur Bangen und Beten. Doch beim Heu haben die Bauern den Zeitpunkt des Schnitts selbst in der Hand; dank der Wettervorhersagen der Meteorologen, die jederzeit abrufbar sind. Früher mussten sich die Menschen auf ihre eigenen, oft langjährigen Beobachtungen verlassen: die Bauernregeln. Beispielsweise „Fällt kein Tau im Julius, Regen man erwarten muss“ oder „Weht’s bei Neumond her vom Pol, bringt es kühlen Regen wohl“ oder „Gewitter in der Vollmondzeit, verkünden Regen lang und breit“.

Da haben wir ihn schon, den Donnermond. Das Wetter und der Mond stehen in den Bauernregeln oft in enger Beziehung zueinander. Mit diesen Beobachtungen waren die Landwirte nicht allein. Mitte des 17. Jahrhunderts, einige Jahre nachdem Galileo Galilei das Fernrohr eingeführt hatte, beobachtete ein italienischer Astronom namens Giovanni Battista Riccioli den Mond zu dessen verschiedenen Phasen und stellte dabei ebenfalls einen Zusammenhang mit dem Wetter fest.

Die Regeln dazu hielt er in einer Landkarte zum Mond fest, die er zusammen mit anderen Astronomen seiner Zeit zeichnete.

Wer schon mal den Mond durch ein Vergrößerungsglas betrachtet hat, dem sind sicher die vielen Krater und dunklen Flecken aufgefallen. Das sind riesige Tiefebenen, die wie die kleineren Krater auch von Meteoriten-Einschlägen stammen. Einige davon können wir sogar mit bloßem Auge erkennen – als Mond-Gesicht oder als Mann im Mond. Zu Ricciolis Zeit glaubte man noch, dass diese Tiefebenen Meere seien.

Schon zu Galileis Zeiten entdeckten Astronomen den Zusammenhang zwischen Wetter und Mondphasen

Und nun zurück zu Ricciolis Mond- und Wetterkarte: Er gab den „Meeren“, die zu einer bestimmten Mondphase gerade aus dem Schatten ins Licht traten, Namen entsprechend den dann vorherrschenden Wetterverhältnissen. Demnach werden wir beispielsweise kurz nach Neumond durchgeschüttelt vom „Meer der Krisen“, das ganz rechts in der zunehmenden Mondsichel erscheint. Wenige Tage später durchschwimmen wir das aufregende „Meer der Fruchtbarkeit“. Daraufhin wird es gemütlicher mit dem „Meer des Nektars“ und dem „Meer der Ruhe“.

Kurz vor dem zunehmenden Halbmond beobachtete Riccioli eine steigende Luftfeuchtigkeit und taufte die Tiefebene in der Mondmitte das „Meer des Wasserdampfs“, direkt daneben das „Regenmeer“. Zum Dreiviertelmond haben wir ein „Wolkenmeer“, und kurz vor Vollmond legt der „Ozean der Stürme“ los. Sobald der Mond wieder abnimmt, geht das Ganze von vorne los: Die einzelnen Meere wandern zurück in den Schatten und hinterlassen erneut ihre Spuren im Wettergeschehen auf der Erde.

Wissenschaftler auf der ganzen Welt untersuchen den Einfluss des Monds auf das Wetter

300 Jahre später ist die Meteorologie so weit fortgeschritten, dass viele Wissenschaftler die mittelalterlichen Wetterprognosen nach Mondphase nur noch belächeln. Trotzdem machen sich in den 1960er Jahren zwei amerikanische Wissenschaftler namens Brier und Bradley daran, diese Zusammenhänge unter die Lupe zu nehmen. Anfangs vielleicht mehr spaßeshalber, doch was sie dann anhand der Daten von über 1500 Wetterstationen der USA aus den Jahren 1900 bis 1949 entdeckten, musste selbst die größten Skeptiker überzeugen! Die Kurve der Niederschläge wiederholte sich zyklisch – und zwar in einem Zeitraum von 14,765 Tagen, was exakt der Hälfte eines Mondphasenzyklus entspricht.

Jeweils drei bis vier Tage nach Neu- und nach Vollmond zeigten die Kurven ein Maximum mit durchschnittlich 20 Prozent mehr Niederschlägen an, während in der Woche nach dem zunehmenden oder abnehmenden Halbmond zehn Prozent weniger Niederschläge als normal fielen. Die Ergebnisse brachten die Fachwelt zum Staunen und stießen eine Welle weiterer Untersuchungen über den ganzen Erdball hinweg an. Egal ob Indien, Neuseeland, Amerika oder Deutschland: Überall kamen die Forscher auf ähnliche Ergebnisse.

Als Erklärung dafür gilt die Gravitationskraft des Mondes. Seine Schwerkraft zieht die Luftmassen an; genauso, wie er das Wasser der Meere anzieht. Und genauso, wie er das Festland anzieht. Das schwankt allerdings nur etwa 30 bis 40 Zentimeter auf und ab, während das Wasser sich um das Doppelte hebt und senkt.

Am wenigsten Angriffsmasse haben die Gezeitenkräfte bei der Luft, denn sie besitzt eine rund 800 mal geringere Dichte als Wasser. Dennoch haben die winzigen Veränderungen der Schwerkraft einen Einfluss auf die Wolkenbildung, und zwar besonders zu Vollmond und Neumond, wenn zusätzlich zu unserem Erdtrabanten auch noch die Schwerkraft der Sonne an unserem Planeten zieht. An den Meeresufern gibt es dann Springfluten, in den Erdbeben-Zonen wächst das Risiko für stärkere Beben. Und auch die Atmosphäre bekommt immer dann eine deutliche Beule, wenn Sonne, Mond und Erde auf einer Linie stehen.

Für das Wetter bedeutet das einen höheren Luftdruck, durch den sich die Luft etwas erwärmt und damit mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne dass sich Regentropfen bilden. Ob dieser Effekt drei Tage später dann nachlässt und damit die starken Niederschläge produziert? An der Antwort zu dieser Frage arbeitet gerade ein Forscherteam um den Meteorologen Mike Wallace von der University of Washington.

Der Mond im Juli: Der Vollmond bringt heftige Unwetter

Was wir in der Zeit um den Vollmond im Juli erlebten, scheint eher die These von Riccioli zu bestätigen: Denn während auf dem Mond gerade der „Ozean der Stürme“ aus dem Schatten trat, fegten heftige Unwetter über das südliche Münchner Umland hinweg. Wir sahen bizarre Blitzformationen am Abendhimmel zucken und bekamen die Sturmausläufer zu spüren, die trotz unserer Randlage immer noch alles mit sich rissen, was nicht niet- und nagelfest war.

Supermond über Frankfurt - Der Mond im Juli
Im Juli kann der Supermond über Deutschland beobachtet werden. © muratart – stock.adobe.com

Von Hagel und Gewitter blieben wir glücklicherweise verschont – vielleicht dank der Hagelflieger, vielleicht aber auch dank einer bestimmten Wetterregel der hiesigen Bauern. Sie lautet: „Dem Weg des ersten Gewitters im Jahr folgen alle anderen.“ Das erste Gewitter im April zog nördlich an uns vorbei. Für dieses Jahr haben wir Glück gehabt!

Der Mond im Juli: Der größte Vollmond des Jahres

Der Vollmond ist am 13. Juli 2022 zu sehen: Da er dann nur 357.260 Kilometer von der Erde entfernt ist, ist der Donnermond ein echter Supermond und wirkt besonders groß.

Auch die Perseiden vom August kündigen sich im Juli bereits an: Ab dem 16. Juli kannst du die ersten Sternschnuppen am Himmel entdecken.

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