Der Mond im April: Was Ostern mit dem Mond zu tun hat

Mit dem Osterdatum ist es nicht ganz so leicht wie mit dem Weihnachts-Datum. Denn der Termin dieses Festes hängt vom Mond ab. Aber warum? Und warum ist es ausgerechnet der Hase, der die Eier bringt?

Der April ist der Ostermond. Woher dieses komische Wort wohl kommt? Der Name klingt nach Osten, wo die Sonne exakt zur Tagundnachtgleiche am 20. März aufgegangen ist. Auch wenn das mit dem christlichen Mythos von der Auferstehung Jesu erst mal nichts zu tun hat: Es war ein Kirchenhistoriker, der Ostern einführte! Er hieß Beda, lebte im 7. Jahrhundert nach Christus und leitete seinen neu erfundenen Namen für das christliche Frühlingsfest von der germanischen Frühlingsgöttin Ostara oder Eostrae ab. Ob es diese Göttin in der Mythologie der Germanen wirklich gab, ist umstritten. Forscher vermuten, dass es wohl eher Freya war, um die sich das Fruchtbarkeitsfest unserer heidnischen Vorfahren drehte. Die oberste Göttin an der Seite von Odin war zuständig für die Liebe und die Familie. Zu Ostern könnte sie den Beinamen Ostara getragen haben. Ihr Gatte Odin hatte zu seinem wichtigsten Fest im Übrigen auch einen Beinamen, mit dem er nur rund um die Weihnachtszeit und das Julfest angerufen wurde: nämlich Jólnir.

Unser Ostern ist ein Mondfest

Mond im April: Osterfeuer brennt
Frühmorgens, wenn das Osterfeuer brennt, steht immer der abnehmende Mond über uns am Himmel. © Dagmar Steigenberger

Aber zurück zu Ostara: Der Kirchenhistoriker Beda hatte tatsächlich Erfolg mit seiner Geschichte über die Göttin der Fruchtbarkeit, des Ackerbaus und der Morgenröte. Bald schon war Ostern ein fester Begriff. Und weitere Mythen zu diesem angeblichen heidnischen Fest tauchten auf. Einige besagen, Ostara sei ein Sonnenfest, das die Kelten zur Frühlings-Tagundnachtgleiche am 21. März feierten, wenn die Sonne im rechten Winkel zum Äquator am Himmel steht.

Unser Ostern ist jedoch ein Mondfest. Es richtet sich nach dem ersten Vollmond nach der Frühlings-Tagundnachtgleiche – am darauffolgenden Sonntag wird es gefeiert.

Deshalb schwankt sein Datum jährlich vom frühestmöglichen Termin am 22. März bis zum spätest möglichen Termin am 25. April. Kleiner Tipp für Mondkalender-Kundige: Der Oster-Vollmond steht immer im Zeichen der Waage, was ich persönlich sehr charmant finde. Frieden, Harmonie und Begegnung kennzeichnen die Waage: das sind doch Top-Voraussetzungen für ein Fest der Fruchtbarkeit!

Was der Hase mit dem Ostermond zu tun hat

Denn das war dieses Fest, das unsere heidnischen Vorfahren im Frühling feierten – ob es nun ähnlich wie Ostern hieß oder nicht. Sämtliche Rituale zu dieser Zeit haben nur das Eine im Sinn: die Fruchtbarkeit zu beschwören! Dazu gehört auch der Brauch des Palmbuschen, der auch Ostara-Buschen genannt wird. Früher wurden die flauschigen Palmkätzchen nämlich nicht nur in den Herrgottswinkel gehängt; die Bauern brachten die Buschen mit Haselruten, Weidenkätzchen und immergrünem Blattwerk auf ihre Felder, wo sie für eine reiche Ernte sorgen sollten. Dieses Ritual hatte durchaus einen realen Nutzen: Hasel und Weide sind die am frühesten blühenden Stauden bzw. Bäume und damit das erste, was die Bienen als Nahrung finden. Werden diese kleinen, aber extrem wichtigen Bestäuber aufs Feld gelockt, kann das für die Fruchtbarkeit nur von Vorteil sein!

Was aber die Hasen mit Ostern zu tun haben? Hasen – ich weiß das aus eigener leidvoller Erfahrung – sind nicht gerade eine Hilfe, wenn es darum geht, etwas zum Wachsen zu bringen. Seit Jahren nagen sie all unsere Bemühungen um eine Vogelhecke mit Büschen und Bäumen zwischen den Feldern kaputt. Trotzdem begleiten diese Tiere die Göttin Ostara auf vielen Darstellungen. Hasen sind eine der fruchtbarsten Tiergattungen überhaupt. Dank ihrer hohen Vermehrungsrate gelten sie als Symbol von Lebenskraft und sexueller Begierde und begleiten nicht nur Ostara, sondern auch diverse Liebesgöttinnen. Ebenso stehen die Hasen mit Mondgottheiten in enger Verbindung: In China beispielsweise sieht man keinen Mann, sondern einen Hasen im Mond, der mit der Mondgöttin Chang‘e nach dem Elixier der Unsterblichkeit sucht. Der Hase und der immer wieder sterbende und neu geborene Mond: ein wunderbares Symbol für Wiedergeburt und Auferstehung, für die zyklische Kraft der Natur. Auch interessant: Während Frühlingsfeste wie Imbolc und Ostern sich allesamt nach dem Vollmond richten, fand das Toten- und Ahnenfest Samhain Anfang November immer zu Neumond statt.

Der Mond im April: Kapelle und Vollmond
Woher der Name „Ostern“ stammt? Ein früher Kirchenhistoriker hat ihn eingeführt – ausgerechnet mit dem Argument, dass so die germanische Frühlingsgöttin geheißen habe. © Dagmar Steigenberger

Kurz vor voll kurbelt der Mond das Wachstum an

Die Zusammenhänge von Mond und Fruchtbarkeit beschränken sich bei weitem nicht nur aufs Symbolische. Dass der Mondphasenzyklus genau so lange dauert wie der weibliche Menstruationszyklus, und dass dieser Zyklus wiederum mit dem Nachwuchs zusammenhängt, das scheint den Menschen schon sehr früh aufgefallen zu sein. In zahlreichen Mythen auf der ganzen Welt ist davon die Rede: In ihrer weiblichen Version ist la Luna die verführerische Selene, die mütterliche Nanna oder Morrigan, die Göttin des Zyklus von Zerstörung und Erneuerung. In seiner männlichen Version stellt der Inuit-Mondgott Anningan ständig seiner Schwester Malina, der Sonne nach. Der indische Mondgott Chandra verführt eine Jungfrau und zeugt damit die Urahnen eines bedeutenden indischen Königs-Geschlechts. Und in Japan, Grönland und Alaska erzählen die Mythen davon, dass Geschlechtsverkehr mit dem Mond die Menstruation auslöse.

Dass an diesen Geschichten etwas dran ist, bestätigt sogar die Wissenschaft. Die Würzburger Chronobiologin Charlotte Förster hat – nicht als erste, aber als erste in einer Langzeitstudie mit Daten aus bis zu 32 aufeinanderfolgenden Jahren – einen Zusammenhang zwischen dem Mondlicht, der Gravitationswirkung des Mondes und der Menstruation nachgewiesen (mehr dazu hier).

Der perfekte Aussaat-Termin: zwei Tage vor Vollmond

Auch in der Pflanzenwelt scheint der zunehmende Mond in seinem zweiten Viertel für einen ordentlichen Wachstumsschub zu sorgen. Habt ihr das auch schon beobachtet? Wo kurz zuvor nur winzige Knospen zu sehen waren, schießt plötzlich zu Vollmond das Grün hervor, explodiert die Blütenpracht. Die anthroposophische Gärtnerin Maria Thun war bei der Beobachtung, wie der Mondzyklus und das Pflanzenwachstum zusammenhängen, eine Vorreiterin im 20. Jahrhundert. Sie stellte unter anderem fest, dass man das beste Ergebnis bei einer Aussaat zwei Tage vor Vollmond – und da am besten im Sternbild Waage (bzw. Sternzeichen Skorpion) – erreicht. Diese spezielle Kombination von Mondphase und Mondzeichen tritt jedes Jahr im Mai ein; in diesem Jahr am 14. Mai. Ein Grund mehr also für Gärtnerinnen und Gärtner, mit dem Pflanzen und Säen die Eisheiligen abzuwarten. Dazu passt auch die Bauernweisheit: „Pflanzt du‘s im April, kommt‘s wann es will. Pflanzt du‘s im Mai, kommt‘s glei.“

TIPP zum Beobachten von Mond im April

Erdschein-Nächte

Immer im April und Mai ist der Erdschein des Mondes – auch „Da Vinci Glow“ genannt – kurz vor und nach Neumond am besten zu beobachten. Erdschein bedeutet, dass der eigentlich dunkle, unsichtbare Teil des Mondes das Licht der Erde reflektiert und wir neben der hell leuchtenden Sichel die dunklere Kugel des Mondes erkennen können. Das ist übrigens nicht erst so, seit es auf der Erde Elektrizität gibt und damit künstliches Licht. Um den Mond zu illuminieren, braucht es viel mehr: das Licht der Sonne, das auch die Erde reflektiert, wenn auf dem Mond „Voll-Erde“ herrscht. In diesem April ist der Erdschein am besten am 4. und 5. April in den Abendstunden nach Sonnenuntergang sowie am 26. und 27. April in den Morgenstunden vor Sonnenaufgang zu sehen.

Der Mond im April: Der Black Moon

Am 30. April erleben wir dieses Jahr den zweiten Neumond innerhalb eines Monats. Dieses Phänomen, das sich Black Moon nennt, gibt es ungefähr alle 29 Monate einmal. Somit ist der Black Moon der Gegenpol zum Blue Moon, der zwei Vollmonde in einem Monat benennt. Allerdings sind diese besonderen Monde keine Himmels-Phänomene. Es gibt sie lediglich deshalb, weil der Mensch die Monate so bestimmt hat, dass sie mit 30 bzw. 31 Tagen etwas länger dauern als ein Mondphasenzyklus mit 29,5 Tagen. Einzig der Februar ist kürzer, weshalb es nur im Februar passieren kann, dass einen Monat lang kein Vollmond (oder auch kein Neumond) stattfindet. Das ist dann eine andere Variante des Black Moon.

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