Slow Fashion: Mit 12 Tipps zur Entschleunigung im Kleiderschrank

Slow life, slow food, slow fashion – der Geist unsrer Zeit ist achtsam! Warum Kleidung mehr als ein Konsumgut ist und wie Langsamkeit in die Garderobe einkehrt.

Vom Stichwort „Entschleunigung“ kann man sich mittlerweile erschlagen lassen. Als Marketing-Move auf der Schachtel der neuesten Tee-Mischung geht es mir schon auf die Nerven. Von mir aus kann die Öffentlichkeit zwar gerne entschleunigt werden, aber ich komme damit im Privaten besser zurecht. Eine Tasse Kaffee am Fenster, wenn die Sonne langsam über den Horizont klettert, ist Entschleunigung pur.

Auch die Wohnung lässt sich entschleunigen. Durch Ausmisten können wir Platz machen für die Langsamkeit im Leben. Ein beliebter Startpunkt ist der Kleiderschrank – damit wären wir bei „Slow Fashion“ angekommen. Was bedeutet das eigentlich, welche positiven Aspekte bringt sie mit sich und wie um alles in der Welt entschleunigt man einen Kleiderschrank? Das alles erfährst du jetzt.

Definition: Was ist Slow Fashion?

„Bei Slow Fashion geht es darum, besser zu designen, zu produzieren, zu konsumieren und zu leben.“

Kate Fletcher, Wissenschaftlerin im Bereich Mode, Design und Nachhaltigkeit

Namentlich und inhaltlich inspiriert ist Slow Fashion von der Slow-Food-Bewegung. Diese entstand in den 80ern in Italien und möchte den Genuss von Lebensmitteln mit verantwortungsvollem und achtsamem Konsum verbinden. Gleichzeitig richtet sie sich gegen eine zunehmende gleichförmige Ernährung und stattdessen auf kulturelle Vielfalt und die Achtung der Biodiversität in der Nahrungsmittelproduktion. Kate Fletcher überträgt diese Merkmale 2007 in einem Artikel in „The Ecologist“ auf die Modeindustrie.

Slow Fashion vs. Fast Fashion

Slow Fashion ist der komplette Gegenentwurf zur umweltschädlichen Fast Fashion. Dabei handelt es sich keineswegs um einen Modetrend, denn Slow Fashion möchte Schluss mit schnelllebigen Trends machen. Sie betrifft alle an der Mode Beteiligten, von der Designerin über die Produzierenden bis hin zum Konsumenten.

Slow Fashion: Wer bewusst mit Kleidung umgeht, greift zu Nadel und Faden und repariert selbst
Kleine Reperaturen an de Kleidung sind ganz leicht – und die Arbeit selbst wirkt entschleunigend. © valiantsin / stock.adobe.com

Merkmale und Vorteile der Slow Fashion

Slow Fashion zeichnet sich durch eine ganze Reihe von Merkmalen aus, die alle ein gemeinsames Ziel verbindet: ein bewusster und verantwortungsvoller Umgang mit unserer Kleidung.

Slow Fashion ist umweltfreundlich

Die Klamotten bestehen aus nachhaltigen Stoffen mit möglichst biologischem Ursprung und sind mit wenigen oder keinen Chemikalien behandelt. Sie sind hochwertig und sorgfältig verarbeitet, sodass wir sie sehr lange tragen können, ohne schnell neue Teile zu benötigen. Was doch kaputt geht, lässt sich einfach reparieren. Regionale Produkte sorgen für kurze Transportwege, mit allen nötigen Ressourcen wird sorgsam umgegangen.

Slow Fashion ist positiv für die Textilwerkerinnen und -werker

Hochwertig produzierte Kleidung übernimmt gegenüber den Menschen Verantwortung, in den Fabriken herrschen faire Arbeitsbedingungen, die Löhne sind gerecht und Kinderarbeit ein Tabu. Ohne den Druck einer möglichst schnellen Produktion ist auch die Qualität bedeutend besser.

Slow Fashion ist gut für die Konsumierenden

Transparenz über die Herkunft der Bestandteile und klar nachvollziehbare Lieferketten zeigen uns genau, wo unsere Kleidung herkommt. Durch ihre Strapazierfähigkeit und Zeitlosigkeit können wir Slow Fashion lange und häufig tragen, so ist trotz eines höheren Preises auf die Dauer günstiger als qualitativ minderwertige Fast Fashion. Außerdem regt uns die langsame Mode immer wieder dazu an, uns kritisch mit dem Konsum auseinanderzusetzen.

Wie du Teil der Slow Fashion Bewegung wirst

Alles in allem bleibt der Begriff „Slow Fashion“ erst mal recht abstrakt und weit gefasst. Andere Schlagwörter wie Öko-Mode oder Green Fashion, die auf Nachhaltigkeit abzielen, können wir dazurechnen, genauso wie Fairtrade oder Ethical Fashion, die das Augenmerk deutlicher auf die Arbeitnehmer in der Produktion legen.

Slow Fashion: Frau schneidet Leinenstoff zu
Wer mutig ist und Lust dazu hat, kann sogar selbst unter die Schneider gehen! © vita / stock.adobe.com

12 Tipps, wie du rücksichtsvoll mit Mode umgehen kannst

Wir alle können Slow Fashion hier und jetzt in die Tat umsetzen! Welchen von unseren 12 Tipps möchtest du zuerst umsetzen?

  1. Repariere deine Klamotten
    Ein kleines Löchlein ist schnell geflickt, ein Knopf ebenso fix wieder angenäht. Socken stopfen ist beinahe meditativ, bei größeren Schäden an der Kleidung könntest du dir in einem Repair-Café helfen lassen.
  2. Praktiziere Upcycling
    Sachen, die dir nicht mehr gefallen, kannst du kreativ ändern. Auf Pinterest gibt es dafür immer Inspiration. Auch bei Kleidung, die nicht mehr repariert werden kann, ist die Hoffnung nicht verloren. Aus Bettwäschen oder Vorhängen kannst du etwa Geschirrtücher nähen.
  3. Verwerte die Reste
    Selbst den letzten Lumpen musst du nicht gleich wegwerfen. Aus einem löchrigen Betttuch können noch Staubtücher werden, aus alten Socken ein Tawashi-Schwamm. Wenn doch etwas in den Müll muss, kannst du eventuell die Reißverschlüsse und Knöpfe retten – wenn woanders etwas kaputt geht und ersetzt werden soll.
  4. Wasche deine Kleidung sorgsam
    Viele Klamotten, etwa Wollpullover oder Jeans, müssen wir gar nicht oft waschen – manchmal reicht es, sie gründlich auszulüften. Niedrige Waschtemperaturen und Schleuderzahlen schonen auch die anderen Klamotten. Außerdem reduziert sich so der Stromverbrauch und aus Polyester-Sachen löst sich weniger Mikroplastik.
  5. Kaufe weniger
    Das ist vielleicht der wichtigste Punkt. Wenn wir deutlich weniger Kleidung konsumieren, sinkt die Nachfrage danach. Statt viel billiger und minderwertiger Teile sollten wir auf hochwertige, langlebige Ware setzen. Am Ende rechnet sich auch der höhere Preis.
  6. Trage zeitlose Teile
    Mit einem zeitlosen Stil müssen wir nicht mehr jedem Trend hinterherrennen. Eine gut sitzende Jeans und vielfältig kombinierbare Oberteile sollten in keinem Kleiderschrank fehlen.
  7. Bevorzuge Second-Hand-Sachen
    Slow Fashion muss aber überhaupt nicht langweilig und eintönig sein. Gerade in Second-Hand-Läden findest du häufig Unikate, mit denen du deiner Garderobe einzigartige Farbkleckse verleihen kannst.
  8. Leih dir mal was
    Du bist auf eine Hochzeit eingeladen? Gerade schicke Kleider oder Anzüge tragen die meisten Menschen nur selten – da lohnt es sich, etwas bei Freunden zu leihen. Vor allem für Abendmode gibt es eigene Verleihs. So sparst du noch ein bisschen Geld.
  9. Kaufe Fair Fashion
    Ab und zu soll es aber doch etwas Neues sein. Dann wähle vielleicht eine Marke, die viel Wert auf Nachhaltigkeit und faire Arbeitsbedingungen achtet. Für Verlässlichkeit sorgen Siegel GOTS (Global Organic Textile Standard) oder Fair Wear Foundation (FWF).
  10. Kombiniere kreativ
    Im ein oder anderen Kleiderschrank verbergen sich noch etliche ungetragene Outfits – teste einfach verschiedene Kombis. Ich lasse mich zum Beispiel gerne von alten Serien inspirieren. Zehn Staffeln Friends haben mich auf ganz neue Ideen kommen lassen. 😊
  11. Informiere dich über die Mode(-Branche)
    Ein erster Schritt ist ein Gang zu siegelklarheit.de. Hier kannst du erfahren, welchen Siegeln du bei Kleidung vertrauen kannst und welchen nicht. Auch sonst gibt es viel zu erfahren: In Dokus, Videos, Zeitungs- und Blogartikeln erfährst du alles über gute und schlechte Qualität, über positive Marken und Entwicklungen und über die üblen Dinge wie Umweltverschmutzungen und Ausbeutung.
  12. Trage dein Wissen weiter
    Sicher musst du nicht mit dem erhobenen Zeigefinger kommen – aber viele Menschen wissen über die Probleme, die Fast Fashion und der Überkonsum verursachen, gar nicht gut Bescheid. Sprich doch mal mit Familie und Freunden, wie gut sie sich auskennen. Vielleicht hat sogar jemand Lust, mal mit dir einen Nähkurs zu machen.

Das Thema Nachhaltigkeit durchdringt immer mehr Bereich unseres Lebens. Damit einher geht immer die Frage, wie wir mit Konsumgütern umgehen und welchen Einfluss diese auf die Umwelt haben. Die Slow-Flowers-Bewegung setzt auf nachhaltige und regionale Schnittblumen – ganz so, wie wir es uns wünschen: